1995 - Duesenberg & Kluson
1995 – Duesenberg again
Und nun kam Duesenberg – der Name, den es ja schon mal gab – aber mit ganz neuem Konzept: Retro. Die besten Zeiten des Heavy Metal waren vorbei und die Gitarristen standen wieder mehr auf althergebrachte Werte. Und da sah ich meine Aufgabe: ein neues Konzept zu entwerfen, eine Gitarre, wie es sie am Markt derzeit nicht gab, ein neues, extrem wertiges Gitarren-Design angelehnt an den Stil der 40er bzw. 50er Jahre, aber mit moderneren technischen Features und optischen Details, die den alten Design-Vorreitern so weit wie möglich voraus sein sollte. Mich überkam ein Gefühl, als würde ich mich auf eine Zeitreise begeben.
Aber hier erstmal diverse Ausgangspunkte meines Schaffens:
Wenn man sich all die damals wie heute auf dem Markt erhältlichen Gitarren genauer anschaute, konnte man zu dem Schluss kommen, dass es kaum ganz furchtbar schlechte Gitarren gibt. An fast jeder findet man irgendetwas Nettes, aber an jeder auch allerlei Schlechtes und viel Billiges. Dazu mindestens Details, die nicht optimal, aber zumindest tolerierbar sind; Details, mit denen man leben und spielen kann.
Hier als Erstes, was nervt:
Bei Schraubhälsen unpräzise gefräste Halstaschen mit so viel Spielraum, dass man den Hals darin hin und her bewegen kann.
Zu schmaler Abstand der Saiten zueinander auf dem Steg (10,4mm sollte das Minimum sein!).
Zu schwacher Andruckwinkel der Saiten vom Saitenhalter oder Tremolo kommend auf den Steg, sodass die Saiten nicht nur matt klingen, sondern bei heftigerem Anschlag oder Bendings aus den Kerben der Sättelchen rutschen.
Brücken ohne Möglichkeit der Oktavreinheitseinstellung.
Auf verschiebbare Holzunterteile montierte Brücken, die verrutschen können, sodass die Oktavreinheit verloren geht.
Schlecht gekerbte Sättel: zu hoch, zu tief, zu eng oder zu weit.
Nullbund;: Funktioniert nie gut, weil beim Benden die Saite darauf hin und her rutscht. Außerdem müsste für eine optimale Saitenlage der Nullbund bei den tiefen Saiten niedriger sein.
Breite Kopfplatten, bei denen sich die Saiten so sehr nach außen spreitzen, dass im Sattel Reibung entsteht.
Bruchgefährdete Kopfplattenansätze.
Kopflastigkeit.
Fehlende Sidedots an der Griffbrettkante oder generell unsicher identifizierbare Inlays.
Rohrbuchsen, aus denen der Stecker des Kabels rausrutscht, weil schwacher Kontakt. Und das fehlende haptische „Feeling“ beim Einstecken.
Schwergängige Potis, undefiniert labbrige aiatische Schalter.
Zuviel lästiges Gesamtgewicht.
Anordnung und Positionierung der Kontrollelemente, (insbesondere bei Gibson-Gitarren).
Außerdem:
Darüber hinaus muss man leider oft sehen, dass die Mehrzahl der auf unseren Lieblingen verbauten Komponenten s.o. äußerst billig sind: Buchsenplättchen, Toggle- und Trussrod-Abdeckung: alles aus Plastik. Die einzigen Gitarrenmarken, die in dieser Hinsicht etwas heraus stachen, waren Gretsch und Guild. Aber abgesehen von speziellen Pickup-Kappen und hübschen Akryl-Pickguards waren da meistens viel zu viele Kontroll-Elemente. Und verchromte oder vergoldete Hardware gefällt mir bis heute nicht. Nickel muss es sein! Chrom wirkt bläulich und Gold ist für die Zähne.
Also konzentrieren wir uns doch auf das Wesentliche! Was braucht der Gitarrist an Controls? Na klar, Regler für Volume und Tone und einen Pickup-Wahlschalter, bumm! Und diese Bestückung hatte ja schon Leo Fender mit viel Erfolg vorgegeben. Und welche Pickup-Bestückung, bitte? Eine perfekte PAF-Replika am Steg und aus kommerziellen Überlegungen heraus erstmal auch eine Replika am Hals. Mit den Pickup-Werten und Details waren wir ja schon seit 1978 vertraut. Weil mir aber der Sound in der Mittelstellung des Schalters bei vielen Gitarren nicht hinreichend gefiel, kam ich auf die Idee, in dieser Stellung den einen Humbucker über einen Kondensator zu splitten, was bei gleicher Lautstärke einen etwas hohleren, eher Fender-artigen Klang zur Folge hatte. Simpel und dazu eine bisher nicht gekannte Variante. Der spezielle Duesenberg-Sound, der vorher aus keiner Gitarre mit zwei Humbuckern zu erzielen war!
Und die Korpusform? Nicht wieder sowas wie „The Schmitt“! Machen wir es konventionell: ganz einfach eine verkleinerte Jazz-Gitarre, aber größer als z.B. eine Paula. Und nicht mit diesem spitzen Cutaway. Machen wir es rund! Und innen gechambered, d.h. großzügige Ausfräsungen innerhalb des Korpus´ für leichtes Gewicht und lebendigen Sound. Meiomei, ich habe alles mit einem Kurvenlineal designt – Kurve um Kurve.
Three Steps Ahead & ein "D"!
Und es musste etwas her, das „die neuen“ Gitarren auch optisch einzigartig machte, ohne vom Gewohnten zu sehr abzuweichen. „Three Steps Ahead“! Jawoll, die Art-déco-Drei-Stufen-Idee. Diese Optik musste nur in die Kopfplatte, in Teile der Hardware und in das Pickguard transportiert werden.
Mit Hilfe des Industrie-Designers Robert Fuchs machten wir uns an die speziellen Metallteile: D-Logo, Trussrod-Cover, Buchsenblech und der Pickguard-Streifen, der wie die Zierleiste eines schicken Cabriolets aussehen sollte. Der geniale Robert erstellte exakte Zeichnungen.
Die habe ich auf meiner nächsten Reise nach Formentera mitgenommen. Denn ausgerechnet dort gab es einen deutschen Silberschmied, der mir mal erklärt hatte, wie man metallene Schmuckteile per Gusstechnik in größerer Menge reproduzieren kann.
Dieser extrem feinnervige Künstler mit Namen Reinhard Urbschatt nahm sich die Zeichnungen der Metallteile vor und sägte mit der Laubsäge dünne Schichten Silberblech genauestens auf Form und lötete die dann exakt übereinander zusammen. Sogar die filigrane Duesenberg-Schrift auf dem Trussrod-Cover sägte der vom Feinsten aus – für mich praktisch unvorstellbar. So sind die Rohlinge entstanden, von denen wir dann bei einer Schmuckfirma die Zierteile haben produzieren lassen. Natürlich alles ein teurer Spaß. So ein Trussrod-Cover kostet mehr als das 50-fache eines entsprechenden „Gibson“-Plastikteils. Aber die Seinern (Designern) gibt’s der Herr im Schlaf und es war die Sache wert. Ich wollte ja nichts Billiges auf den Markt werfen, sondern wirklich exklusive Edelgitarren.
In Sachen Chet Atkins (meine musikalischen Anfänge 1966) musste auch ein schönes Tremolo her. Die Wahl fiel auf das Bigsby B11 mit der eleganten ovalen Aussparung. Allerdings hatten diese Bigsbys leider nur allzu oft schlimme Toleranzen. D.h. manche funktionierten ganz gut, andere hatten Spiel oder Reibung in der Achse, weil die Querbohrung nicht korrekt fluchtete. Wenn man da eine anders konstruierte Feder einbaute und zudem eventuell am Schraubstock die Schenkel etwas verzog, kam man zumindest auf ein brauchbares Ergebnis. (Wenn schon ein Kompromiss, dann wenigstens der Bestmögliche …)
Prototypen
Das Rockinger-Hinterhaus in Hannovers Südstadt musste ich in Sachen Scheidung von meiner Frau Hanni zwecks finanzieller Abfindung verkaufen, und wir zogen um. Allerdings nur ca. 300 Meter weiter in ein anderes Hinterhaus, ein geschmackvolles Objekt im 50er-Jahre-Stil mit viel Platz.So haben wir dann mit Tom, sowie mit Thomas Stratmann als freien Mitarbeiter, die ersten Prototypen gebaut und zwecks Werbung einen passenden 50s orientierten Farbfalter designt.
1995 – Der erste Farb-Falter
Dazu gab es ein Non-Tremolo Modell mit einer genialen Wrap Around Bridge, einer Idee des Frankfurters Lothar Weimann folgend, hergestellt von Müller & Sohn, bei der die Ball-Ends der Saiten durch die Böckchen der Einzelreiter nach unten und dann nach oben herum geführt wurden, Oktavreinheit optimal per Madenschrauben adjustierbar, was eine absolut kraftschlüssige Verbindung der Reiter zur Steg-Basis erzielte und weitaus besser und druckvoller klang als z.B. der damals übliche Badass-Einteiler.
Double Cats
Die nächste Modellreihe waren die Double Cats, Solidbodies aus leichtem Mahagoni mit Doppel-Cutaway, derselben Wrap Around Bridge und endlich mit einem Domino-P-90 am Hals. Ganz klar, inspiriert aus meiner Les-Paul-Junior-Affinität. Aber eben nicht sowas wie ein Gibson-billig-Modell, sondern wie die Starplayer, viel, viel wertiger! Und weil mir der große freie Raum zwischen Bridge und Endpin vereinsamt aussah, habe ich ein Zierteil entworfen, welches auch noch einen Schalter und ein Poti für vorwählbare Rhythmus-Lautstärke beherbergte.
1996 – Messe
Kurz darauf war schon wieder Messe in Frankfurt und die Kenner unter den Gitarrenhändlern signalisierten ganz klar, dass uns da wohl ein guter Wurf gelungen sei. Volle Akzeptanz und auch gleich ein paar Bestellungen. Den Stand haben wir uns mit der Firma Clover geteilt, die übrigens heute Delano-Pickups herstellen. Netterweise war eine mintgrüne Starplayer auf der Titelseite von Gitarre & Bass. Das half! Außerdem hatten wir eine Vitrine mit allerlei Guitar-Parts, natürlich. Und wir hatten 50s-anmutende, schicke Stülpkartons für unsere Pickups und den Les Trem, an dem ich gerade herumtüftelte.
Die ersten Modelle waren sowohl mit dem (überarbeiteten) Bigsby B11, als auch mit einem recht gelungenem Wrap-Around-Einteiler-Steg Les-Paul-Junior-mäßig bestückt. Ansonsten war technisch gesehen alles dasselbe. Diese geniale, kraftschlüssige Bridge hat übrigens ein gewisser Lothar Weimann aus Frankfurt s.u. entwickelt.
1996 – Erste User
Aber die nach oben offene Skala der Gitarrenkreationen war längst noch nicht ausgereizt. Der erste Gitarrist, der eine Duesenberg öffentlich präsentierte, war mal wieder Carl Carlton, der in der Peter-Maffay-Band spielte. Das war schon mal was. Und auch der Peter darselbst, der alsbald seine Tour „Begegnungen“ mit allerlei internationalen Künstlern ins Rampenlicht brachte. Einer davon war Keb Mo. Und der war sofort begeistert und kaufte uns eine Starplayer ab. Es ging voran und ich fühlte, dass ich auf dem richtigen Weg war. Hier sieht man Eddie Seidler, Gitarrenroadie von Carl Carlton, der gerade Carls Duesenberg stimmt.
1996 – Produktion
Obwohl es noch nicht viele Gitarren waren, die wir damals produzierten, hatten wir aus Platz- und Staub-Gründen beschlossen, die groben Fräsarbeiten der Bodies wieder auswärts machen zu lassen.Die Stilmöbelfabrik der Eltern meiner Ex-Frau war zwischenzeitlich pleite gegangen (und wäre bei näherer Betrachtung eh nicht mehr die richtige Adresse dafür gewesen). Wir fanden eine andere Möbelfabrik, die viel Massivholz verarbeitete und uns die Korpusse mit Kusshand vorproduzierte. Das war relativ einfach, weil keine Shapings nötig waren. Und für die Chambers und Fräsungen von oben hatten die schon eine CNC-Maschine, was perfekte Genauigkeit garantierte. Außerdem haben die für uns auch gleich die Grundierungslackierung erledigt. Ein echtes Rundum-sorglos-Paket, das uns eine Menge Arbeit erspart hat.
Zum Glück hatte unser alter Lackierer (der Mann, der eigentlich Astronaut werden wollte) nach dem Rockinger-Debakel eine eigene Lackiererei für Autos etc. eröffnet. Dem hatten wir seinerzeit unsere Schwabbelböcke zum Polieren gratis überlassen und er freute sich jetzt umso mehr, mal wieder Gitarren lackieren zu können. Abhol- und Lieferservice inbegriffen. Das lief so gut, dass er dann in der Folgezeit drei Hilfskräfte eingestellt hat. Sein Laden brummte (was mich sehr freute). So hatten wir immerhin trotz erheblicher Verluste und Startschwierigkeiten zumindest einen Teil der alten Belegschaft bei Lohn und Brot erhalten. Auch Arndt Schulz – übrigens einer der besten Gitarristen Hannovers – arbeitete alsbald wieder bei uns. Es ging voran – und ab und zu kaufte ich auf dem Markt mal einen Fasan …
Das „Rüttel“
In dieser Zeit habe ich das „Rüttel“ erfunden. Eine verrückte Maschine, in die man zwecks Schwingungsverbesserung eine Gitarre einspannen und durchrütteln konnte. Die beinhaltete einen Gurt, der an der exzentrisch gelagerten Achse eines elektrischen Antriebsmotors befestigt war und sich bei jeder Umdrehung rauf bzw. runter bewegte. Ein Ausleger mit stählernem Gewicht hielt die Gitarre auf Spannung. Es war schwer, zu verifizieren, ob das jeweilige Instrument nach dieser stundenlangen Schockbehandlung eine Klangveränderung aufwies. Aber ich glaube, schon! Jedenfalls haben wir es – auch wegen des Lärms – nur kurzzeitig eingesetzt.Die Gitarren haben dann Tom und Thomas Stratmann, der mittlerweile seine eigene Werkstatt in Hannover eröffnet hatte, zusammengebaut, assembelt und – perfekt eingestellt – versandfertig gemacht.
Die Händler waren jedes Mal happy. Denn insbesondere bei amerikanischen Fabrikaten mussten die stets einige Stunden aufwenden, um solche Instrumente verkaufsfertig zu machen. Denn die „großen“ Amis haben es mit der Qualitätskontrolle nicht allzu wichtig genommen.)
Sheena Ringö
Da hatte doch eine bei uns völlig unbekannte Japanerin namens Sheena Ringö auf ihrer Europa-Tournee – als Vorband gebucht – in Karlsruhes Rock Shop eine mintgrüne Duese erworben. Dann, zurück in Japan, sollte ein Fotograf das Plattencover ihres Debut-Albums gestalten und schlug vor, sie solle mal „die grüne Gitarre da“ in die Hand nehmen Und zack: Plattencover fertig. Dass sie kurz darauf einen kometenhaften Aufstieg in Japan erfuhr und - wie einst Madonna - vergöttert und gefeiert wurde, lag vermutlich nicht an der Duesenberg auf ihrem Plattencover. Dennoch erhielten wir urplötzlich die Bestellung eines japanischen Importeurs über 200 Starplayers. Und allesamt in? Überraschung! Mint-grün. Wir mussten kräftig ran, um all das zu bewältigen.
Und wir hatten einen schöne Testbericht im "Rock News":
1997
Beim Inline-Scaten um Hannovers Maschsee hatte ich mich in einen Geschwindigkeitsrausch gesteigert und leider plötzlich die Kontrolle über meine Bein- und Fußmuskeln verloren. Pechsache, Bein gebrochen, Wochen auf Krücken. Aber im Krankenhaus wurde ich von meinen Liebsten gut versorgt. Dieses Foto hat den Titel „Krankheit heute“.eine typisch "dümmliche" Presse-Meldung ...
1998 Messe Frankfurt – zwei „bergs“
Da haben wir uns den Stand mit Sandberg geteilt, die damals schon anfingen, eine Menge Hälse für uns zu machen, weil wir mit der Produktion nicht mehr hinterher kamen. So ging es für beide weiter gut voran. Ich hatte die Sparkle-Heads kreiert. Außerdem haben mir schon immer diese geschlitzten Schäfte der Fender-Mechaniken gefallen. Man schneidet die Saite auf passende Länge ab, steckt das Ende in das Loch zwischen der Schlitzung und fertig. Keine rumwabernden Saitenenden, keine blutenden Fingerkuppen! So habe ich einfach bei Gotoh gekapselte Mechaniken mit diesen geschlitzten Schäften bestellt und unsere Duesen damit ausgestattet. Außerdem – genervt von den Bigsby-Toleranzen – hatte ich ein neues Tremolo entwickelt, dessen Blattfeder unter einer großen, dekorativen Metallabdeckung verborgen war. Das funktionierte perfekt. Und hier schon standard-mäßig der Domino-P-90 am Hals.
Sparkle Tops
Das Sparkle-Material war echtes Zelluloid, was wir mit jeder Menge anderen Dekors von der Firma Hohner kaufen konnten. Die hatten das für Akkordions und Trommel-Kessel verwendet und waren am Ausmisten. Außerdem war Hohner der Vertrieb für Wilkinson-Hardware gewesen. Davon wollten sie sich auch trennen, und wir haben dann noch sage und schreibe zwei Paletten Wilkinson Guitar-Parts von denen übernommen.Man beachte, dass man bei diesem neuen Tremolo den Hebel sowohl rechts als auch links positionieren konnte. Und endlich hatten ich diese oben offenen Neusilber-Pickup-Kappen. Und man achte auf das Perloid-Binding!
Dixie Kidd & Fred Garcia
Dieser Englishman Dixie (David John) Kidd (links im Bild) kaufte schon lange diverse Gitarrenteile bei uns. Den hatte ich mal auf einer kleinen, ganz wunderbaren Gitarren-Show in Soave (Norditalien) kennengelernt.
Der war sofort begeistert von unseren mintgrünen Pickguards. Dixie, ein illustrer Typ mit einer enormen Festplatte im Gehirn. Der konnte z.B. erinnern, dass 1967 bei einem Auftritt welcher Band auch immer der Bassist ein blaues Hemd anhatte und der Gitarrist eine Telecaster spielte. Mr. Kidd hatte mal den englischen Vertrieb für Guild-Gitarren gehabt, und fing jetzt an, Duesenbergs ins Vereinigte Königreich zu importieren.
Und Fred Garcia (rechts, und s.o. sein spektakulärer Dackel „Tití“) war ja noch Mitinhaber der französischen Gitarrenfirma LAG und wollte ohnehin aus der LAG-Company aussteigen, um wieder zu seinem ursprünglichen Beruf „Englischlehrer“ zurückkehren. Dem habe ich gesagt: „Bist Du wahnsinnig? Lehrer? Du kennst doch die ganze Branche, alle Feinheiten, Lieferanten und Kunden. Du musst jetzt weiter machen mit Guitar-Parts und außerdem unsere Gitarren in Frankreich verkaufen!“ Fred willigte ein, und plötzlich hatten wir nicht nur einen, sondern zwei europäische Vertriebe, France & Great Britain, jawoll!
1998 – Angst & Schrecken auf Formentera
Auf Formentera hatte ich damals einen Atari-Computer, auf dem ich jede Menge Stories festgehalten habe. Und zehn Jahre später dachte ich, das mal als Buch zu veröffentlichen. So bin ich wieder auf die Insel, wo Thomas Stratmann ein Haus gemietet hatte, habe mich da eingeigelt und auf meinem ersten Mac-Book wochenlang alles eingetippt und eingefügt. So ist dieses Buch entstanden, welches allerlei über unsere Gitarrenbauschule und die Insel erzählt - Gitarrenbau, Sex & Drugs & Rock'n'Roll.
Tremolo-Nerv
Diese Bigsby-Tremolos hatten mich ja von Anfang an genervt: super teuer und Funktion von mittelmäßig bis gar nicht. So habe ich allerlei Zeit damit zugebracht, eigene Tremolo-Entwürfe zu machen. Hier ein Beispiel:Alsbald sind wir aber doch näher am "Original"-Design geblieben, haben aber die Details erheblich verbessert!
Ich glaube aber sogar, dass Bigsby-Tremolos für Gitarristen eine Art Angst-Faktor geworden sind, weil die wegen ihrer Toleranzen nie richtig die Stimmung gehalten haben. Wie viele Gitarren gab es, bei denen einfach die Federn herausgenommen wurden?! Mit unseren neuen Tremolos mussten wir als erstes bei den Leuten diese Angst überwinden, indem wir gezeigt haben, dass es auch anders geht!
1999 – KLUSON
Dieser Markenname war in ganz Europa nicht geschützt und die Firma Kluson, die ja ein Haufen dieser damals eher als „billige Blechdinger“ angesehenen Tuner für Fender und Gibson produzierte, hatte schon Mitte der 70er Jahre ihre Pforten geschlossen. Nun gab es diese allerseits bekannte japanische Firma Gotoh, die in der Lage war, Repliken dieser alten Mechaniken in wirklich hervorragender Qualität herzustellen. Die machten das damals schon eine Weile, aber ohne aufgestempeltes Kluson-Logo. Also habe ich angefragt, ob sie uns eben jene Mechaniken auch mit dem Logo „KLUSON DELUXE“ herstellen könnten. Und gleichzeitig habe ich den Namen für Europa markenrechtlich schützen lassen.
Die Gotohs sagten „yes – no ploblem“, wir ließen eine schicke Verpackung inklusive einem praktischen Poliertuchs machen, und fertig war Kluson-Europe. Und dazu ein schönes Packband!
Messe Frankfurt 2000 – Duesenberg DTV & Carl Carlton
DTV & DCC
Der nächste Schritt im Aufwind waren diese beiden Modelle mit gewölbten Decken und Sustainblock im inneren der Korpusse. Und wir hatten endlich unser eigenes Tremolo, welches generell reibungslos funktionierte. Dies alles führten wir auf der Messe vor, wo wir uns wieder den Stand mit den „Clovers“ teilten, die inzwischen keine Bässe mehr herstellten und sich unter Delano rein auf die Bass-Pickup-Fertigung verlegt hatten. Für beide Firmen ein voller Erfolg mit gut gefüllten Auftragsbüchern.
Hier unser „Falter“
2000 – Ingo Renner
Die Arbeit wuchs mir über den Kopf und ich spürte meine Kräfte schwinden. Doch durch eine glückliche Fügung lernte ich Ingo Renner kennen, der damals beim Pro Percussion Center (PPC) in Hannover tätig war. Sollte sein Name „Programm“ sein? Den musste ich unbedingt haben.
Für ein erstes Gespräch trafen wir uns in einer etwas verwarzten Südstadt-Kneipe namens „Bei Angelo“. Soviel sei angemerkt: Besagter Angelo war Grieche, begnadeter Koch und Freund von Herausforderungen. Hoch erfreut über den gelegentlichen Besuch unseres ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (hierzulande bekannt für seine Liebe zur Currywurst), ließ er sich sogar darauf ein, eine zwei Meter lange Currywurst zu zaubern, was ihm (als „italienischer Grieche“) zudem viel Anerkennung einbrachte. Aber das nur am Rande …
Na ja, bei Austern und Currywurst kamen Ingo und ich gut ins Gespräch und ich erläuterte ihm das Potential meiner Firma. Es gab Duesenberg, eine Menge göldo-eigener Produkte und kurz vorher hatte ich ja gerade die Marke Kluson in Europa eintragen lassen. Alles vielversprechende Namen, die ein besseres Marketing benötigten, als ich dazu imstande war.
Ingo willigte ein, kündigte seinen Job beim PPC und fing bei mir an. Einige Tage später drückte ich ihm mit dem Worten „du machst das schon!“ die Firmenschlüssel in die Hand und begab mich auf eine Fahrt gen Süden.
Erholungs-Trip
Ich war ausgelaugt und brauchte dringend Ruhe. Das wurde ein schöner Trip. Ich fuhr nach Italien und machte zuerst einen Stopp in Bergamo, wo mein damaliger Lieblings-Buchauthor Eckhard Henscheid sein wundervolles Buch „Dolce Madonna Bionda“ geschrieben hatte. Dann fuhr ich weiter nach Pesaro, Rossinis Geburtsstadt, wo gerade eine kleine italienischen Musikmesse stattfand. Verdammt, da konnte man echt gut essen und eins meiner Resümees war, dass es die beste Pizza nicht in Neapel, sondern hier in diesem bezaubernden Städtchen gab.
Dann fuhr ich weiter gen Süden, ließ mein Auto in Milazzo stehen und nahm ein Boot auf die Insel Stromboli, ein Eiland mit aktivem Vulkan. Sehr impressiv und irgendwie magisch. Kann ich nur jedem empfehlen. Dann zurück über Italien, Südfrankerich nach Spanien.
In Valencia verprasste ich einiges an Geld für die phantastischen Meeresfrüchte, die es da zu verzehren gab, und auf einer Musik-Messe lernte ich eine Spanierin namens Ana Secades kennen und beschloss, mit ihr eine göldo-Distribution auf Mallorca zu eröffnen. Ist letztlich nichts daraus geworden, aber immerhin haben wir danach trotzdem eine Menge Duesenbergs und Guitar-Parts auf diese Balearen-Insel verkauft.
Carabiñeros - die weltbesten Meerestiere!
Und ich fuhr weiter bis nach Sevilla, wo ich den ersten Stierkampf meines Lebens sah. Stier hin, Kampf her, man kann das so oder so sehen. Jedenfalls ist der Tote letztlich immer der Stier. Obwohl sich die Toreros echt in elementare Gefahr begeben. Immerhin sah ich einen von den Hörnern des Stieres gehoben durch die Luft fliegen. Aber Tiere zur allgemeinen Unterhaltung umzubringen, sollte besser verboten werden. Für die Spanier ist es eben auch das Ambiente eines solchen Events: die Sevillaner gehen da hin, voll aufgebretzelt wie bei uns die Leute, die zur Oper gehen. Das ist schon sehr eindrucksvoll! Ich hingegen stehe voll auf den spanischen Fußball, insbesondere auf Atletico Madrid!
Nach knapp vier Wochen zurück in Hannover konnte ich feststellen, dass Ingo alles voll im Griff hatte. Obwohl: ich hatte kurz Ingos Anbeginn noch eine Frau für den Versand eingestellt, die sich leider als Legasthenikerin erwies. Die hatte extreme Schwierigkeiten mit unseren Artikelnummern und hat alles durcheinandergebracht. Die Kunden kriegten falsche Teile und unser Lagerhaltungsprogramm ging aus den Nähten, weil nichts mehr stimmte mit den Beständen der einzelnen Artikel. Aber dafür konnte Ingo nichts.
Mallorca beim Maffay Peter
Wie schön, eine Herbstwoche auf Mallorca, wo Peter Maffay mit seiner Gang eine "Unplugged"-CD aufnahm. Ich war zu Gast und wohnte in in einer nahegelegenen Finca in Männer-WG mit Ken Taylor, Carl Carlton, Andreas Becker und Frank Dietz. Außerdem zugegen: Bertram Engel und Eddie Seiler. Gute Ecke da, etwas westlich vom Ort Pollenca.