2024 - Hagstroem Inspirationen

Hagstroem Inspirationen - Guitar talk

In den 80er Jahren hatte ich mal so eine wie diese rote hier. Durch den Ärger und den drohenden Konkurs unserer Rockinger Firma war ich gezwungen, praktisch meine gesamte Gitarrensammlung zu verkaufen, diverse P90 Gitarren und allerlei Exoten etc. So ein Verlust schmerzt immer. Kürzlich jedoch wurden mir diese beiden seltenen Vögel hier angeboten, ich sie gekauft. Die blaue nennt sich „Batman".

Wie ich schon immer sagte, hatten alle europäischen Gitarren aus den 60ern ihre Macken. Hagstroem war da immer noch ein Lichtblick, weil nicht nur der Flitter blinkte und das Perloid blitzte, sondern die Dinger auch halbwegs funktionierten. Dazu verrückte und einfallsreiche Features: Die Griffbretter waren aus Kunststoff und die Bünde waren einfache Edelstahlklingen, also kein T-Profil Material mit diesen Noppen, sondern einfach glatt und in ihre Schlitze gepresst. Dazu die Brücke, die sechs auf einem Steg geführte Einzelböckchen hatte, die man sowohl seitlich verschieben als auch in der Oktavreinheit mittels zweier Klemmschräubchen adjustieren konnte. Die Trussrods waren nicht verstellbar, aber aus einem aufwendigen, soliden Aluprofil gefertigt, sodass diese Hälse sich nicht verzogen. Die Pickups mit je 12 Einzelmagneten ganz schick, jedoch leider ziemlich flachbrüstig.


Und das Tremolo konnte mich – wie sollte es anders sein? – nicht überzeugen, weil dieses trotz seiner eigentlich korrekten Klingenlagerung nicht immer in die Ausgangsposition zurückkehrte und dazu einen ungünstig aufgefächerten Saitenverlauf hatte. Aber eine nette Hebelbefestigung hatte es: Der Hebel wurde in ein dünnes Rohr, welches wiederum leicht angewinkelt in einen Tremoloknopf  gelötet war, festgeschraubt.

Nur: Warum haben sie diese Druckschalter für die Pickupkombinationen verwendet? Diverse italienische Gitarren hatten auch so etwas. Ursprung wahrscheinlich italienische Heimorgeln, völliger Unsinn! Was ist denn wohl einfacher zu bedienen als ein CRL- oder OAK-3-Wegschalter oder ein Toggle-Switch?


Und bei meiner neuen roten Gitarre stellte sich heraus, dass erstens ein Poti kaputt war und zweitens einige dieser Druckschalter üble Wackelkontakte hatten. Also mal ausbauen, das ganze! Surprise, surprise! Die gesamte Elektrik mit den zwei Pickups befindet sich in einer Art Kasten, oben ein verchromtes Blech und auf der Rückseite ein ebenso tief gezogenes Abdeckteil aus Plastik, etwa wie bei einer Pralinenverpackung. Viele kleine Schräubchen und die Potis mit 4mm Achsen. Ich das Poti bei Bürklin bestellt (sowas hat man kaum im Haus) und ausgetauscht.

Die Hagstroems wollten wohl noch „industrieller" sein als der Fender Leo!

Aber ich kriegte, obwohl ich alle Kontaktzungen dieser Druckschalter beschliffen und gesäubert hatte, das Problem der Wackelkontakte nicht in den Griff. Einzige Möglichkeit: den ganzen Rotz zu deaktivieren und einen Druckschalter durch einen unserer hervorragenden Mini-Toggles zu ersetzen. Der passte aber mit seinen 12mm Durchmesser in keines der rechteckigen Aussparungen. Ich also das Gewinde auf beiden Seiten abgefeilt, sodass sich eine Breite von ca. 9,5mm ergab und man ihn endlich verdreh-sicher montieren konnte und die Mutter immer noch genug Fleisch hatte, um fest angezogen zu werden, das alles ohne das Original-Pickguard zu verändern.

Jetzt funktioniert alles perfekt, ein Volume-Poti, ein Tonpoti und ein deaktiviertes samt den fünf verbliebenen Atrappen-Drucktasten.

Und jetzt die Inspiration!

Warum nicht sowas mal auf eine unserer Gitarren setzen? Entweder mit zwei Rändel-Potis oder einem horizontalen Flach-Poti und einem 3-Wegschalter, der oben möglichst wenig herausschaut. Seht selbst!