2023 - 08 - Kapstadt, Südafrika

Die Verheißung! - Kapstadt, Capetown, Ciudad de Cabo

Vier Nächte in Franschoek zu bleiben, war definitiv ein Fehler. Eine Nacht wäre genug gewesen, und nur unser dortiges wunderbares Domizil hat es womöglich ein bisschen aufgewogen. Alberner Weinkult, albernes Essen und unerträgliches Ambiente. Man hätte gleich am nächsten Tag nach Kapstadt weiterfahren sollen. Denn diese Metropole hat neben einigen Tücken reichlich zu bieten, zu erkunden und dazu alle guten Weine bevorratet.



Rose Street 25

Egal, wohin es geht, im Regen an einem Ort anzukommen, ist immer eher schlecht. Und an diesem Tag gab es einen der heftigsten Regengüsse, die ich je erlebt habe. Dazu führte uns das verdammte Garmin GPS zu allererst in ein verdächtiges Township - keine Favella mit Blechhütten, sondern schon korrekt gebaute Häuschen, aber die Armut hier war nicht zu übersehen. „Rose Street 25“ hatten wir  eingegeben, um dann herauszufinden, dass es in Kapstadt jede Menge davon gibt. Nach Eingabe der Postleitzahl 8001 fanden wir dann die richtige und unser Hotel „Rouge en Rose“. Von außen etwas schädderig, innen alles super gestylt.

Wohin?

Alsbald machten wir uns auf die Suche nach einem Fressplatz, was sich ebenfalls als schwierig gestaltete. Wir irrten durch die Straßen und fanden nichts, wobei wir anfangs an einem Portal vorbeigingen, über dem die spanische Fahne hing. Es sollte sich herausstellen, dass dies eines der Lokale war, welche uns unser deutscher Bekannter empfohlen hatte.
Zum Frühstück am nächsten Morgen im Fernsehen Luis Rubiales und der „Kuss-Skandal“. Ein weltweites Fußball-Thema tagelang in den wichtigsten Schlagzeilen!

Ebenso wurde in den Medien berichtet, dass er beim 1:0 aufsprang, sich an die Eier griff und den Unterleib dreimal zuckend hin und her bewegte (spanische Macho-Geste). All das unter den Augen der spanischen Königin und deren Tochter, die direkt hinter ihm saßen, was letztlich als Hauptsuspendierungsgrund zum Tragen kam. Außerdem soll er laut Aussage eines Familienmitglieds für einen großen Event eine Schar sehr, sehr junger Huren engagiert haben. Was für Menschen sind das, die sich in allerhöchsten Positionen befinden?

Tote Flecken ...

Wer sich hierhin begibt, sollte sich besser vorher gut informieren und sich die UBER-App aufs Handy laden, denn Taxis gibt es nur sehr wenige, und den Fahrpreis sollte man vorher verifizieren, sonst hauen sie Dich übers Ohr!. Capetown ist eine eindrucksvolle Großstadt, hat dazu aber viele „Tote Flecken“, wie wir es dann nannten: Man kann diese Stadt schlecht zu Fuß erkunden. Du suchst und findest nichts. 

Mit viel Glück oder auf Empfehlung findet man plötzlich einen 150 Meter langen Streifen, wo sich Bars, Cafes und Restaurants aneinanderdrängen, und dann wieder endlos nichts, nur leere Fassaden und an den Straßenrändern geparkte Autos. Letztlich landeten wir am frühen ersten Abend nach erfolglosem Erkundungsspaziergang  in einem „Tigers Milk“, fast direkt bei uns um die Ecke, wo es immerhin die erste genießbare Pizza und - wie immer - guten Wein gab.

Waterfront

Am nächsten spazierten wir zur so verlockend klingenden „Waterfront“. Und auch hier wie, schon zuvor: Du suchst und findest nichts. Außer dass man hier fast nur noch deutsche Autos sieht, natürlich alle mit Rechtslenkrad! Und die Mehrzahl davon wird sogar hier produziert.

Die Waterfront liegt links vom Hafengebiet und hat überhaupt nichts zu bieten. Das Einzige, was wir fanden, war eine Art Restaurant-Mall, sprich: ein Gebäude mit mehreren Ketten-Lokalitäten und dem üblichen Essensangebot. Zwei Tische weiter eine Schwarze mit glatt gezogenem Haar, hässlich und fett, mit dem typischen, riesigen Arsch übergewichtiger Frauen und mit den längsten, rosa lackierten Fingernägeln der Welt. Ihr gegenüber eine dickliche, rosa gedresste Tochter, die auf ihrem Computer-Tablett herumhämmerte. Erst fragten wir uns in Sachen Mutter, wie man mit diesen Fingernägeln überhaupt ein Handy bedienen kann. Als ich mit meiner Elektrozigarette auf die Tasten meines Handys tippte, stellte ich fest, dass diese darauf gar nicht reagieren. Also: Egal wie lang die Fingernägel sind, man legt einfach die Unterseite des Fingers auf die Taste und darf nur keine weitere dabei berühren, dann geht es. Aber wie weit ist es mit dieser Welt gekommen?

Und wo war das „richtig gute Essen“, was man uns prophezeit hatte? Wir hatten die Hoffnung ja schon so gut wie aufgegeben. Auch in Franschoek nichts Berückendes, immer nur diese aufgeklappten, zu Tode gegrillten Gambas und unter Salatblättern versteckte Lächerlichkeiten.

The Coast


Aber dann: Unser Duesenberg Dealer Andreas hatte uns empfohlen, mal nach Camps Bay oder Clifton zu fahren. Gesagt, getan, ins Auto und hinaus aus der Stadt. Eine pompöse, baumgeränderte Ausfahrtstraße führte uns Richtung Süden, und die Landschaft wurde immer spektakulärer, bis wir in jenem eindrucksvollen Badeort Clifton ankamen. Breite Strandpromenade, Restaurant an Restaurant, buntes Treiben, wie an der spanischen oder italienischen Küste. Im ersten Lokal nahmen wir zwei Biere und als Snack etwas rohes Fleisch. Das war in Ordnung. Alsdann weiter, bis wir ein „Zenzero“ fanden, dessen italienisch anmutendes Essen wir als das beste empfanden, was wir bisher genossen hatten. Es gab neue Hoffnung! Sollten wir doch noch aufsteigen ins kulinarische Paradies?


Dann weiter gen Süden Richtung Hout Bay. Eine spektakuläre Küstenstraße mit atemberaubender Landschaft,
Côte d’Azur nichts dagegen!


Test Kokolores


Abends dann ins „Test Kitchen“, das in Kapstadt hochgelobteste Restaurant, welches sich leider als totaler Touristen-Nepp erwies. Man erkennt nichts von dem, was man isst. Es gibt keine ganzen Fische mehr, nur noch filetierte Häppchen. Erstmal den Überbau entfernen, um entdecken zu können, was sich darunter meist für geringwertige Materialien verbergen.

Ein absolut albernes, enttäuschendes Menü in einer weit abseits gelegenen, als „gefährlich“ eingestuften Lokalität für etwa denselben Preis, den wir in Madrids allerbestem Fischrestaurant im teuersten Stadtteil Salamanca bezahlt haben! Aufgebretzelte Kinkerlitzchen mit einem Materialpreis samt Wein unter € 15,- geschätzt. Alle Gäste eindeutig touristische Pärchen, die wohl ebenso auf die enormen Vorschusslorbeeren hereingefallen waren oder dieses Theater sogar feierten, weil sie es nicht besser wissen. Tja, bei allem Stolz auf unsere Reisegepflogenheiten waren wir letztlich auch nur blöde Touristen.


Duesenberg - Capetown


Am nächsten Tag holte uns Andreas ab und fuhr uns in seine Duesenberg-Stätte. Gut sortiert, der Mann, und eine nette Crew, deren Gitarrenspezialist uns eine schöne Demo auf einer unserer „Fullerton“-Gitarren gab. Dann eine kleine Rundfahrt in seinem großen Porsche SUV, Nummernschild „HAMBURG“! Nah der Waterfront hielten wir zwecks Getränke- und Nikotinkauf an, um darauf einige Cappuccinos in einem Italien-Import-Geschäft einzunehmen. Imposant! Es gab so gut wie alles hier, jegliche Antipasti, Aufschnitt, Käse, Backwaren etc.! Dann hinaus, wieder Richtung Clifton. An einer Ampelkreuzung ließ Andreas ob einiger bettelnder Schwarzer wie automatisch die Fenster hochschnellen. Wahrscheinlich völlig unnötig, aber solches scheint hier zur Routine geworden zu sein. Man fühlt sich nie ganz sicher.


Cape of good hope


Next day, das „Kap der guten Hoffnung“ = Pflichtprogramm. Wieder gen Süden und wieder auf dieser atemberaubenden Küstenstraße. Die ganze Gegend hier ist mehr als wunderschön, und wenn man Glück hat, kreuzt auch mal ein Affe den Weg. Aber es wird gewarnt vor diesen „Baboons“, weil oft aggressiv und bloß nicht füttern, diese Kollegen! Die beißen Dir in die Hand!

Das Kap wird immer kappiger, d.h. kargere Landschaft, leere, spektakuläre Sandstrände unterhalb einer kurvigen 1a Landstraße. Am Cape of good hope angelangt, Resümee: Man hats gesehen“! Und hier „stoßen“ der indische Ozean und „unser Atlantik“ zusammen, etwa wie bei Tarifa das Mittelmeer und der atlantische Ozean.

Back north - Pinguine

Aber achte auf die Rückfahrt! Erstmal hinunter nach Boulders, ein Stopp zwecks Pinguin-Sichtung. Unten große Felsen im Meer, die eine Art Naturschwimmbecken säumten, aber kein einziger Pinguin. Diese possierlichen Tierchen hatten es sich weiter oberhalb unter den zahlreichen Büschen bequem gemacht, womöglich wegen der an diesem Tage heftigen Hitze von über 30 Grad. Video hier:



Harbour House

Haus des Hafens „Harbour House“ in Kalks Bay, eine unbedingte Empfehlung von Andreas. Nach einem zwanzigminütigen Verkehrsstau und danach genialer Flucht und Umfahrung meinerseits gegen alle Verkehrsregeln gelangten wir dort an. Ein weißes, nicht gerade verlockend anmutendes, großes Haus im Hafengelände, treppauf und Wow! Zum wunderschönen Blick aufs Meer kredenzte man uns nach zwei Bieren für den ersten Durst einen hervorragenden Chardonnay und Speisen vom Allerfeinsten. Ich bestellte einen „Seafood Platter“, was ich sonst eigentlich nicht zu tun pflege, weil man nie weiß, was da wohl kommt. Aber die Beschreibung klang verlockend und alles war erste Sahne. 1a Austern, klein aber fein, Fisch auf den Punkt gegart (nicht etwa roh, aber glasig transparent anmutend), die Gamben saftig, in Öl gebackene, kleine Tintenfische, und auch Palomas Yellowtail auf Reis perfekt. Alles wie in einem spanischen Restaurant erster Güte! Jawoll, man kann wirklich gut essen hier am Kap!

Leider verließ ich den Parkplatz in falscher Richtung, was einen spontanen Seitenwechsel über zwei flachere Bordsteine unerlässlich machte. Paloma klagte darauf über Schmerzen am Hals. Sorry, sorry!

Der letzte Tag

Nicht mehr aufgelegt für große Exkursionen, begannen wir den Tag sehr relaxed, um dann gegen 14 Uhr etwas einzunehmen. Ganz nah, etwas unterhalb unserer Rose Street im „Chef’s Warehouse“. Amtliche Austern und ein hervorragendes Fisch-Carpaccio samt Graham Beck Brut Rosé und bestem Vino Blanco. Leider meldete sich Andreas kurz vor dem Abend krank, Grippe und 38 Grad Fieber, sodass wir unsere Verabredung zum Abendessen im „Kloof`s“ känzelten und hundert Meter abwärts ins von unserem Bekannten empfohlene „Bouchon“ taperten. Wir bekamen eine Tisch mit spärlichstem Licht. Einer der teuersten Weine war „El Niño (330 Rand - immer durch zwanzig teilen, und man hat den Euro-Preis). Nicht nur sprach die Kellnerin den Wein „El Nino“ aus, also ohne den Zirkumflex über dem „n“, vom Spanier ausgesprochen wie „El Ninjo“, sondern war das mit Sicherheit der bei Weitem schlechteste Wein auf dieser ganzen Reise, flau, schlaff, ohne Aroma. Nur „Tapas“ auf der Karte samt einem Sonderangebot „drei Tapas für 265 Rand“. Sonst schlug jede Tapa mit ca. 100 Rand zubuche. Die gelistete Paella mit Tintenfischtinte war zu Palomas Enttäuschung nicht erhältlich.

Speisenfolge = Fremdwort. Die Lammrippchen kamen zuerst, die Calamari danach, und zu guter letzt die Sardinen, alles eher geringwertiges Material. Fazit ein albernes Lokal. Als ärgerlich Pointe wurden wir - wir waren schon auf der Straße - noch vom Kellner verfolgt, weil ich ob der Kerzenbeleuchtung einen 200er Geldschein mit einem 50er verwechselt hatte. Nachts: heftiges Sodbrennen.

Letzlich geht es mit bei Reiseberichten ja mehr ums Essen und um Kuriositäten,  als um die Landschaft. Landschaftsdinge schaut Ihr Euch besser im Internet oder in Reiseführern an. Jemand sagte mal, meine Landkarte dieser Welt bestünde nicht aus den üblichen Sehenswürdigkeiten, sondern aus den guten Fressplätzen!


Abschließend der Rückflug

Eine wunderbare Reise, wären nicht Hin- und Rückflug vonnöten gewesen. Neben den üblichen Verspätungen und nach den Erfahrungen beim Sicherheits-Check am Amsterdamer Flughafen (s.u.), könnte man sich ernsthaft überlegen, ob man heutzutage auf Flugreisen nicht besser verzichten sollte. Das Luftfahrtgeschäft hat sich zu einer menschenverachtenden Abzocke gemausert. Man fühlt sich wie ein Schwein, welches mit vielen weiteren Schweinen zum Schlachthof geleitet wird! Wer fliegen will, muss einwilligen, sich erniedrigen zu lassen, ohne Optionen und ohne Auswege. Die Reisenden werden in Schüben aufgeteilter Gruppen bewegt, die erste Schlange, warten (line up), einen Schub weiter bis zum nächsten Haltepunkt, erneute Kontrolle der Bordkarten, und selbst diese sind nicht mehr aus diesem festen, kartenartigen Material, sondern nur noch auf dünnes, labberiges Papier gedruckt. Letztlich fehlt nur noch, dass sie uns während des Eincheckens Betäubungsmittel in großzügig gereichten Getränken geben!