1990 - 2000 göldo guitar parts, Ingo Renner

1990 – Break

1990 bin ich aus Gründen, die hier keiner weiteren Erwähnung bedürfen, bei Rockinger ausgestiegen und gründete göldo guitar parts, Großhandel für Musikläden und Importeure von Guitar-Parts.Logo Göldo Guitar Parts



Ich habe noch  einen Teil unseres Maschinenparks  verkauft, wobei ich in weiser Voraussicht das behalten habe, was man evtl. für eine neue Gitarren-Produktion hätte brauchen können: Eine Tischfräse für die Griffbrettwölbung, eine stationäre Oberfräse, das Bundsäge-Trumm, Bundpresse und jede Menge Fräser, sowie etliche kleinere Werkzeuge.

Zu dieser Zeit habe ich auch allerlei Kolumnen über Gitarren und Technik im Fachblatt geschrieben.

1991 – Umzug

Göldo Pavillon
Der Anfang war nicht ganz leicht und ich musste relativ klein beginnen. Aber wenn man erst einmal Fuß gefasst hat in so einem Gewerbe, kommt man auch wieder auf die Beine.
Göldo Hinterhof
Folder Göldo

1992 – Chandler, San Francisco

Paul und Adrian Chandler
Auf der Messe in Frankfurt lernte ich Adrian und Paul Chandler kennen. Ein etwas verrücktes Paar mit ausnehmend gutem Geschmack. Die boten ein riesiges Sortiment an Custom-Pickguards in verrücktesten Zelluloid-Farben an, sowie diverse Guitar-Parts. Außerdem produzierten sie einige bestens designte Gitarren und Bässe und standen auf Lipstick-Pickups. Sofortige Sympathie, und göldo hat den Vertrieb ihrer Produkte übernommen.

1993 – San Francisco


Im Mai habe ich die beiden in San Francisco besucht. Recht ansehnliche Firma. Paul war gerade etwas niedergedrückt, weil ihm am Vortag ein vietnamesischer Angestellter nach mühsamster, wochenlanger Anlernung für die Pickguard-Fertigung fristlos gekündigtt hatte – „Today, last day!“ Mit Pauls Sunbeam-Oldtimer machten wir eine wunderbare Fahrt durch die Canyons und statteten auch einem Antique-Store einen Besuch ab. Dort entdeckte ich diese bildschöne, 50s Dinette-Tischgruppe und musste sie unbedingt haben.


Die konnte man ganz gut in Teile zerlegen, sodass Paul mir anbot, sie in einer seiner großen Messe-Kisten auf dem Seeweg nach Deutschland zu schicken. Jawoll, gekauft, zerlegt und aufs Schiff. Alles ist gut angekommen, und diese schönen Möbel haben immerhin bis jetzt – 2023 – überdauert und befinden sich heute in meiner Madrider Wohnung.

Chandler-Crew


Und welch Fügung: Kurz bevor die Tischgruppe ankam, rief mich der Paul an und bat mich, ihm  30 Hollowbodies und diverse Fichten- und AhorndeckenIch von einer Erlanger Tonholzfirma zu bestellen. Die haben das alles nach Maß gefertigt und uns geschickt. In Hannover haben wir damit Chandlers Messe-Case gefüllt, und dann aufs Schiff damit. So waren alle zufrieden.

1993 – Messe Frankfurt

Unseren ganz ansehnlichen Stand haben wir uns mit den Clovers und den Chandlers geteilt. Das war eine gute Mischung und letztlich ein guter Erfolg für alle, inklusive guter Sektversorgung.
Die Chandlers

1994 – WD – Larry Davis, USA

WD Music Products
Mit Chandler hatte es trotz aller Sympathie zu viele Probleme gegeben. Der typische „Custom“-Ärger. Da kommt es leicht zu Fehlern. Wir haben dann, um das zu kompensieren, den Vertrieb für WD-Produkte übernommen. Die boten, wie Chandler, haufenweise Pickguards, Bodies und Hälse an, und dazu jede Menge sonstige Guitar-Parts. Gute, neue Ergänzung des göldo-Programms. Die Pickguards hatten leider, wie vorher bei Chandler, fast genauso oft irgendwelche Detail-Fehler, die dauernd Reklamationen von Kunden verursachten. Aber man konnte für eine Weile damit leben. Und es waren eben Geschäftsleute – keine Freaks, wie die äußerst liebenswerten Chandlers.

Roadstar Versand


Meiomei, der unglaubliche Roadstar-Rolf und seine aufreizenden Anzeigen mit Band-Equippment und langbeinigen, jungen Groupie-Girls. Ich komme nicht umhin, hier mal ein paar Zeilen über dessen Unternehmen samt Illustrationen zu verewigen. Denn Roadstar war der erste „Power-Versand" in den 90ern, geführt von diesem typischen 80er-Jahre VOKUHILA Mann (VOKUHILA für „vorne kurz, hinten lang").

Rolf ließ sich mit jeglichen Künstlern ablichten, schrieb dazu unfassbare Kommentare und Anmerkungen über Jack Daniels, „immer an der Bar hocken", Titten und Möpse etc. Ich schätze mal, dass seine Fan-Gemeinde aus der gesamten Metal-Scene bestand. Immerhin: in diesem Bereich eine schillernde Persönlichkeit. Allzu alt ist er nicht mehr geworden, der Metal-Himmel hab ihn selig!


Lag? Fronkroisch?


Kurz vor der Messe wurde mit über einen Bruno Bianchi, Deutschland-Vertreter der französischen Gitarrenfirma "Lag" angetragen, ob ich nicht statt seiner den Vertrieb übernehmen könnte. Ich dachte mir, das schaue ich mir mal an, wobei ich (siehe mein Einladungsschreiben an meine Händler) schon damals eine gewisse Aversion gegen diese Messe hegte.

Lag teilte sich den Stand mit dem "Metal Hammer" samt piratenschiff-artiger Bar. Da war andauernd heftigster Metal-Alarm, was bis heute nicht so recht mein Fall ist. Die hatten zwar auch eine recht geschmackvolle, ausgehöhlte Semi-Akoustic, aber das Grós entsprach einfach nicht meinem Geschmack. Außerdem turnte da die ganze Zeit dieser grelle Manfred Eisenblättler und machte einen echten Affentanz. Letztlich habe ich die Distribution nicht übernommen .

Aber das gute: Neben Bruno Bianchi (rechts) lernte den einen Lag-Chef, Fred Garcia, kennen. Nach einer Stunde Gespräch war das so, als würden wir uns schon Jahre kennen. Ein super Typ und bis heute einer meiner allerbesten Freunde. Außerdem sollte er nach seinem Ausstieg aus der Lag-Firma alsbald der französische göldo- und Duesenberg-Distributor werden.

francais?