1984 - Die ersten Bioläden
Bittersüß Bioläden
Das war doch dieser ganze Nerv in den 80ern, dass die Frauen plötzlich in blaue Latzhosen schlüpften, einem weismachen wollten, dass man sich beim Pissen hinsetzen müsste, und auch der Anbeginn der ersten Öko-Läden. Das hat mich damals auf die Palme gebracht. Etwa 100m entfernt von unserem Firmengebäude war dieser erste Bittersüß-Laden (heute Ladenkette, weil Goldgrube) mit seinen skandinavischen Kiefernholzregalen und damals schon der ganzen Palette von Demeter Müslis und Mehlen, Trockenfrüchten und Büchern über Gesundheitshygiene. Und meine Frau pflegte es, mir aufzutragen dort Brot zu kaufen, eben dieses verschissene, brettharte, salzlose, supergesunde Ökobrot. Erst heute weiß ich, dass eine korrekte Menge Salz am Brot den Geschmack ungemein hebt und auch das Brot haltbarer macht, weil das Salz eben das Wasser im Brot hält. Hebt natürlich auch den Blutdruck.
Aber egal, ich mal wieder schwer genervt zu Bittersüß, und da ist es mir dann zu dieser Latzhosen tragenden Bedienung rausgerutscht: "Übrigens, Euer Brot ist Scheiße!" Sie guckt mich ungläubig an: "Aber wieso denn, das wird doch so gern gekauft!" Ich: "Das kann ich mir kaum vorstellen. Das Zeugs ist knallhart und kaum zu beißen!" Sie schaut mich an, und plötzlich geginnen sich ihre Mundwinkel zu bewegen: "Weißt Du, das muss man natürlich beim Kauen auch ein bischen einspeicheln!" Dabei macht sie so kauende Bewegungen, dass ihr fast die Spucke zwischen den schmalen Lippen herausschwappt. Na ja, das war dann für mich bis heute das Ende der Bio-Läden. Überhaupt, wenn man das sieht, diese vergrämten, magenkranken Kunden, die sich trotz ihrer Demeter-Ernährung nur im Zeitlupentempo bewegen können, dieses ewige Warten an der Kasse wegen dieser blöden, nicht enden wollenden Detailfragen, was in diesem oder jenem Produkt für sonstige Inhaltsstoffe enthalten sind. Oder man guckt wartend in ihre Einkaufskörbe und sieht da diese verschrumpelten Möhren - eben wie Öko-Mören sein müssen, und diese winzigen, verwurmten Radieschen, pfui Deibel! Ein Glück, dass das nicht voll auf die Gitarrenwelt übergeschwappt ist - obwohl - die 80er waren auch die große Zeit des Naturholzes und der Öl & Wachs Veredelung.