Einiges, was vor göldo und Duesenberg geschah ...
Im Folgenden einige meiner Aktivitäten vor der göldo-Gründung und vor der Entstehung der Duesenberg Gitarren ab 1995. Denn Duesenberg gab es ja schon in den 80ern - nur ganz anders!Duesenberg – Heavy Metal
Als unsere ganze Maschinerie endlich lief wie am Schnürchen, wollte ich eine eigenständige Gitarrenmarke kreieren. Man hätte das unter „Rockinger“ machen können, aber das war längst ein fester Begriff für Parts, Bausätze und Custom-Work. Das passte irgendwie nicht für neue, exklusive Serien-Gitarren. Ein neuer Markenname musste her!
Eine Reihe von Freunden und Bekannten ließ ich wissen: „Bitte einen entsprechenden Namen ausdenken!“ Dem Gewinner winken 500 deutsche Mark!
Und wer kam mit „Duesenberg“ um die Ecke? Na, unser Adlerbass-Spezialist Fargo-Pedder. Jawoll, Duesenberg ist genommen! Hier bitte, deine fünfhundert Ocken! Und natürlich hatten wir schon eine gewisse Vorstellung vom Endprodukt: Korpus in etwa Strat, aber schlankere Hörner und super geshapt, mehr in die Metal-Richtung.
Und da das Stimmen am Korpus in jenen Jahren angesagt war, warum also nicht ein Tremolo, an dem man generell die Saiten stimmen, also nicht nur feinstimmen kann? Wobei an der Kopfplatte die Saiten genauso verankert werden, wie bei unseren Headless-Bässen. Dazu ein ausgefuchster Rollensattel – nicht diese Rölleckes auf kleinen Achsen, sondern kleine, mittig gerillte Walzen verschiedener Durchmesser, die sich frei in einer Querbohrung bewegen, wenn das Tremolo betätigt wird. Pickups: OBL-Blades von Bill Lawrence, die waren nämlich sehr beliebt in dieser Zeit. Zudem ein aktiver Midboost und ein OBL-Q-Filter zum Absenken der Mitten.
Tüpfelchen auf dem i: ein kleines Getriebe zum adjustieren des Trussrods von der Seite:
1986 - Duesenberg Folder
Mit Herrmann Frank (Victory, Accept) & Jens GallmeierFehler als Kunst
Bei irgendeinem Body hatte Sascha mal aus Versehen den Lack durchgeschliffen, sodass da eine untere Farbschicht zum Vorschein kam. Ich fand, das sah ganz heiß aus und brachte ihn dazu, da noch an anderen Stellen was durch zu schleifen, praktisch seinen „Fehler“ zur Perfektion zu treiben. Und so ist unsere sogenannte Dreadlock-Lackierung entstanden, sprich: den Body mit mehreren, verschiedenen Farbschichten lackieren und dann an bestimmten Stellen wieder durchschleifen. Das ist ja im Prinzip dasselbe, was man heute als „Aging“ bezeichnet. Nur dass unsere Intention hierbei nicht war, den Body alt und abgewetzt aussehen zu lassen. Es war mehr eine künstlerische, individuelle Gestaltung. Das haben wir dann sogar zum Patent angemeldet.
Metal-Head
Die Kopfplatte: Sie musste einfach metalmäßig spitz sein. So kam dieses ziemlich extreme Design dabei heraus, mit einem kleinen Schnörkel auf Höhe des Sattels. Außerdem eine von vorne nicht sichtbare Einschlitzung, sodass man da eine Zigarette einklemmen konnte. Auf der Kopfplatte waren sechs „Klemm-Pitten“ angeordnet, wo man die Saiten durchsteckte. Die ließen sich dann durch Überwurfkappen samt Gewindeschrauben mit geschlitztem Kopf per Münze festziehen. Dazu hatten unsere Hälse ein Rundstab-Trussrod (wie die alten Fender- und Gibson-Hälse. Allerdings mit einer Stellmutter seitlich am Stöckel, wo der Hals mit dem Body verbunden ist. Das funktionierte wie eine Gitarren-Mechanik, also per Zahnrad und Schneckenwelle. Die U-förmigen Gehäuse hat uns Opa Osburg aus Stahlblech gestanzt und in Form gebogen.
Hip-Trem
Und zuguterletzt noch das Hüft-Tremolo, eine Art Knauf, den man schnell auf der Korpusrückseite in den Tremoloblock stecken und damit – beide Hände frei – per Hüfte das Tremolo betätigen konnte.
„Pitten"
Die Elemente, mit denen man die Saiten oben am Kopf festklemmen konnte und die wir fortan „Pitten“ nannten, hat uns ein Herr Roitsch in seiner Automatendreherei in der Südstadt gemacht. Herr Roitsch wirkte seit Anbeginn unserer Geschäftsbeziehung stets etwas hinfällig. Eines Morgens besuchte ich ihn in seinem Büro, wo er mit gerötetem Gesicht - auf dem Schreibtisch vor sich eine Flasche Bier - sofort zu klagen anhub: „Ach Herr Gölsdorf, mir geht’s ja so beschissen!“
Na ja, kurz drauf musste er seinen Laden zumachen.
The Schmitt
Zusätzlich zu unserer „Power-Strat“ mit Namen Starplayer kam dann das Modell „The Schmitt“, nach der Designidee eines Thomas Schmieder. Super extrem, futuristisch und natürlich nicht für jeden Geschmack, aber mir hat das sehr gefallen. Davon haben wir nur ganz, ganz wenige produziert.
Dann gab es noch ein nur einmal gefertigtes Sondermodell für den Bassisten von Thomas Schmieders Band. Und alsbald sah man Billie Liesegang, den Gitarristen von Nina Hagen mit einer The Schmitt auf der Bühne.
Hier mal das D-Logo im Vergleich zum heutigen:
Wieder in Frankfurt
Wieder mal Frankfurt, Musikmesse. Schwer was los bei uns. Thomas Schmieder präsentierte unsere Duesenbergs und die Leute drängten sich. Sogar diese geniale Band „Silly“ schaute vorbei und sie erzählten von ihren durchaus schwerwiegenden Problemen, Equipment bis hin zu Guitar-Parts in den Osten zu kriegen. Immerhin genossen die einen Sonderstatus in der DDR und erhielten somit eine Besuchserlaubnis für die Messe.
Und z.B. Eddie, der unser Tru Tune Tremolo weltbekannt machte ...
Staccato
Es gab mindestens noch einen Stand, wo auch kräftig was los war, nämlich die Company des Chris Jagger, Bruder des Mick, mit ihren exotisch helebardischen Staccato-Bässen. Korpus aus Fiberglas, Hals aus Aluminium. Das hatte Gesicht und alsbald haben wir den Vertrieb dafür übernommen, der Chris kam eigens nach Hannover, um die Details zu besprechen. Doch Staccato war trotz Rolling-Stones-Background leider kein großer Erfolg – sehr teuer und zu exotisch für den gemeinen Bassisten. Bis heute bin ich mit Chris befreundet, der sogar mehrfach mit seiner kleinen Band für diverse Auftritte in Madrid war und bei mir gewohnt hat. Ein absolut wohl erzogener, gebildeter Mensch und dazu ein echt guter Musiker und Sänger.
Staccato - London - Guitar Weekend - Jack Bruce
Noch eine kleine Story: Ich bin ich zum "Guitar Weekend" nach London geflogen, um ein paar Leute und insbesondere Chris Jagger zu treffen. Eine kleine Messe mit vielen englischen Gitarrenbauern, die alle echt was drauf hatten. Der Lawrence Bill war auch da und am Staccato-Stand ballten sich die Bassisten. Und auch „HP", Hans-Peter Wilfer war mit seinen Warwick-Bässen zugegen. Mit dem bin ich irgendwann in die Cafeteria gegangen. Da trat ein unscheinbarer Typ zu uns, den mir HP als „der Jack" vorstellte. Wir tranken Kaffee und palaverten belangloses Zeug, bis der Jack sich wieder verabschiedete. Und erst viel später musste ich leider gewahr werden, dass es sich bei „dem Jack" um Jack Bruce gehandelt hatte, der ja des HP's Bässe spielte. Verdammt, wie peinlich! Da hätte ich ganz andere Gesprächsthemen drauf gehabt. Meiomei, Jack Bruce, einer der wichtigsten Musiker der damaligen Zeit! Cream sowieso, und der hatte u.a. auch ein geniales Album mit Lou Reed produziert. Ein totaler Ausnahme-Musiker. So ein Scheiß! Das regt mich heute noch auf!
Misserfolge
Wir boten ja auch allerlei Fremdprodukte zum Kauf an, wie z.B. Magnetics-Pickups und diverse Elektroniken anderer Firmen, wobei ich ja bis heute dem schönen Spruch von Bill Lawrence folge: „Batterien jehören inne Taschenlamp!“ Doch unglücklicherweise hatten wir auch das Produkt „SPINS“ ins Programm genommen, eine Halsbefestigungsplatte mit kugelgelagertem Gegenstück samt Dreh-Schleif-Kontakt, an dem der Gurt und das Kabel einklinkte. So konnte man die Gitarre oder den Bass vor dem Bauch kreiseln lassen. Ich glaube, es gab mal ein Video von ZZ Top in dem Film „Zurück in die Zukunft-3“ damit. Das hat aber leider nichts genützt. Wir haben da nur ganz, ganz wenige von verkauft und einige Jahre später eine Menge in die Tonne getreten. Misserfolg auf ganzer Linie! Und außerdem: höchste Verletzungsgefahr! Bei einem Konzert der hannöverschen Band Amazone hat der Gitarrist dieses Spins eingesetzt und sich mit der Kopfplatte samt Mechaniken Gesicht und Nase rasiert, auf dass sich das weiße Hosenbein seiner schwarzweißen Rocker-Jeans vom Blute rot färbte. (War allerdings ’ne wunderbare Showeinlage …)
Jörg Driesner
Mittlerweile hatte auch Jörg Driesner bei uns angefangen und arbeitet bis heute in unserer Göldo/Duesenberg-Firma. Jörg ist und bleibt ein Braunschweiger und deshalb (oder trotzdem) ein Mann des trockenen Humors. Deshalb äußerst liebenswert. Leider hatte er sich Ende der 80er in einer Braunschweiger Tischlerei an der Kreissäge zwei Finger verkürzt – der Anbeginn seiner neuen Lap-Steel-Kariere.
Bernd Röttger & Martin Wilkens
Die Arbeit wurde immer mehr und alsbald fing Bernd Röttger als Reparateur und Assembler bei uns an, der gleich als ersten Gewaltakt eine äußerst dekoratives Gitarrenpodium in unseren Showroom setzte. Danke, Bernd! Und Martin Wilkens, gelernter Tischler machte sich bestens in der Halsfertigung.
Opa Osburg:
Unsere grandiose Bundsägemaschine hat dieser gewisse Friedel Osburg gebaut. Der war ein alter Russlandkämpfer, den „zu seinem Glück“ ein Granatenquerschläger am Bein erwischt hatte. So konnte er hinkend heim und ist dem Inferno von Stalingrad entgangen. Osburg - gestorben Mitte der 90er - war Mechaniker und hatte eine Werkstatt im Arbeiterviertel Hannover-Linden. Also, der war kein normaler Schlosser, sondern schon wesentlich ausgefuchster: zwei Drehbänke, Fräs- und Stanzmaschinen und sonstwas. Ein gewisses Problem war aber, dass man bei jedem Besuch anfangs mindestens eine halbe Stunde Russlandgeschichten über sich ergehen lassen musste. Aber immerhin in jenem wunderbaren Lindener Dialekt: „Der Russe hatte ja auch Weiber in der Armee, und die waren härter als die Männer. Immer mit dem Bajonett voll rein, wie die Tiere"! Russland hin, Russland her, Friedel Osburg war kein Nazi und ein findiger Kopf. Er hat alles für unsere Maschinen gemacht: Unmengen von Anlauf-Stiften und -Ringen für unsere Kopierfräsen, Verleimpresswerkzeuge für Bodies und so Einiges mehr. Einfach wunderbar! Dazu ein Stanz- und Biegewerkzeug für die Trussrod-Getriebe-Verstellung unserer ersten Duesenberg Metal-Gitarren in den 80ern. Wenn er eine gute Idee für uns hatte, pflegte er zu sagen: „Da will ich Euch mal schlau machen!"
Eben unsere Bundsägemaschine, ein echt geniales Monster! Eine dicke Welle mit 24 Sägeblättern und davor montiert eine von einem Kettengetriebe schwenkbare, äußerst massive Einheit, auf die man vier verschiedene Hälse einspannen konnte. Der Hals schwenkte dann auf Knopfdruck durch die Sägeblätter, alle Bundschlitze auf einmal gesägt und fertig. Allerdings hatten wir stets gewisse Bedenken bezüglich der Sicherheit, weil dieses Eintauchen von über 20 Sägeblättern in das Griffbrettholz bei diesem Sägevorgang eine Mörderkraft bedeutet. Helm tragen war angesagt. Einmal hat es tatsächlich beim Einsägen einen Basshals zerlegt und einige Sägeblattsplitter flogen durch den Raum. Angst und Schrecken samt finanziellem Schaden.
Auch war es Opa Osburg, der die nippelförmigen Potiknöpfe unserer Heilmann-Gitarre an der Drehbank kreiert hat, was kein leichter Job war. Und er war immer noch interessiert an Frauen und Geschlechterverkehr. Einmal bemerkte er so nebenbei, dass er „seine Alte“ doch noch manchmal morgens auf den Haken ziehen würde … Außerdem pflegte er mittags auf dem Hof mit seinem Luftgewehr auf Tauben zu schießen. Und er besaß eine kleine Schwarzbrennerei, ein großes gläsernes Gebilde aus diversen Leitungen und Kübeln, worin er insbesondere Kartoffelschnaps brannte: Selbstverständlich illegal.
Lack mit Sascha
Die meisten Gitarrenbauer und kleineren Manufakturen ließen damals bei der Firma Clover in Recklinghausen lackieren. Die machten das super, aber diese ewige Hin-und-her-Schickerei per Post oder UPS war echt nervig. Und auch der Lackierer, den wir in der Nähe Hannovers aufgetan hatten, war prima. Aber es war halt immer noch diese Fahrerei nötig. Hinbringen, abholen. Hinbringen, abholen …. Also beschlossen wir, auch das Lackieren selbst in die Hand zu nehmen. Ein eigener, amtlicher Lackierer musste her! Und tatsächlich sind wir darüber auf unseren Sascha gestoßen.
Sascha, gebürtiger Russe, und nun fernab der Heimat, wollte eigentlich (wie wohl alle Russen) Kosmonaut werden, logo. Hat dann aber auf wundersame Weise im bayerischen Geigenbauer-Mekka Mittenwald eine Gitarrenbaulehre absolviert. Doch im dortigen Betrieb hatte er (ausgebeutet, wie die meisten Lehrlinge) hauptsächlich lackiert, wusste von daher also rundum Bescheid! Bernd Röttger, stets ein Mann der Tat, hatte kurz zuvor die Lackierkabine konstruiert und zusammengeschweißt. Wir waren gerüstet.
Das Multi-Trem-Fach
Ich glaube, es war Horst, der die Idee hatte, die mir eher ungeliebten 9-Volt-Batterien unter der Tremoloabdeckung unterzubringen. Bakterien-Wechsel leicht gemacht, ohne gar das ganze Pickguard abschrauben zu müssen. Und dazu praktisch unsichtbar. Und man bedenke, dass damals jede Menge aktive Pickups und Aktiv-Elektroniken unterwegs waren. Wir waren am Puls der Zeit.
Telex
Damals gab es noch nicht mal das Fax. Wir hatten einen Fernschreiber für unsere wichtige, internationale Korrespondenz. Und man beachte den Drucker daneben: der hat eine Endlospapier-Rolle. Und die großen Floppie-Disks, welch Zeiten!
Kralle Krawinkel und die Grumm-Guitar
Ihr wisst noch „Dadada“? Die Gruppe „Trio“ mit ihrem Welterfolg. Für den Gitarristen Kralle hat unser Horst mal dieses Modell gebaut. Denn bei uns gingen auch Millionäre ein und aus, wie dieser und z.B. Marius Müller-Westernhagen (kein Foto aus dieser Zeit).
Damit uns niemand irgendwelchen Unsinn an die Gartenmauer graphitiert, habe ich mich da selber verewigt … Jawoll!
B.B. King
Ach wie erhebend! Da durfte ich doch mit meiner Band „Rollinger“ das Vorprogramm von B.B. King bestreiten. Das hat sich noch zweimal wiederholt in den kommenden Jahren und der King hat mir allerlei Gitarren signiert, die ich noch heute besitze. Von unserer Gruppe kann man hier ein paar Songs unter „Dieters Musik“ anhören.
viel über Pickups ...
und viel Holz ...