1990 - 2000 göldo guitar parts, Duesenberg, Kluson, Ingo Renner

1990 – Break

1990 bin ich aus Gründen, die hier keiner weiteren Erwähnung bedürfen, bei Rockinger ausgestiegen und gründete göldo guitar parts, Großhandel für Musikläden und Importeure von Guitar-Parts.Logo Göldo Guitar Parts



Ich habe noch  einen Teil unseres Maschinenparks  verkauft, wobei ich in weiser Voraussicht das behalten habe, was man evtl. für eine neue Gitarren-Produktion hätte brauchen können: Eine Tischfräse für die Griffbrettwölbung, eine stationäre Oberfräse, das Bundsäge-Trumm, Bundpresse und jede Menge Fräser, sowie etliche kleinere Werkzeuge.

Zu dieser Zeit habe ich auch allerlei Kolumnen über Gitarren und Technik im Fachblatt geschrieben.

1991 – Umzug

Göldo Pavillon
Der Anfang war nicht ganz leicht und ich musste relativ klein beginnen. Aber wenn man erst einmal Fuß gefasst hat in so einem Gewerbe, kommt man auch wieder auf die Beine.
Göldo Hinterhof
Folder Göldo

1992 – Chandler, San Francisco

Paul und Adrian Chandler
Auf der Messe in Frankfurt lernte ich Adrian und Paul Chandler kennen. Ein etwas verrücktes Paar mit ausnehmend gutem Geschmack. Die boten ein riesiges Sortiment an Custom-Pickguards in verrücktesten Zelluloid-Farben an, sowie diverse Guitar-Parts. Außerdem produzierten sie einige bestens designte Gitarren und Bässe und standen auf Lipstick-Pickups. Sofortige Sympathie, und göldo hat den Vertrieb ihrer Produkte übernommen.

1993 – San Francisco


Im Mai habe ich die beiden in San Francisco besucht. Recht ansehnliche Firma. Paul war gerade etwas niedergedrückt, weil ihm am Vortag ein vietnamesischer Angestellter nach mühsamster, wochenlanger Anlernung für die Pickguard-Fertigung fristlos gekündigtt hatte – „Today, last day!“ Mit Pauls Sunbeam-Oldtimer machten wir eine wunderbare Fahrt durch die Canyons und statteten auch einem Antique-Store einen Besuch ab. Dort entdeckte ich diese bildschöne, 50s Dinette-Tischgruppe und musste sie unbedingt haben.


Die konnte man ganz gut in Teile zerlegen, sodass Paul mir anbot, sie in einer seiner großen Messe-Kisten auf dem Seeweg nach Deutschland zu schicken. Jawoll, gekauft, zerlegt und aufs Schiff. Alles ist gut angekommen, und diese schönen Möbel haben immerhin bis jetzt – 2023 – überdauert und befinden sich heute in meiner Madrider Wohnung.

Chandler-Crew


Und welch Fügung: Kurz bevor die Tischgruppe ankam, rief mich der Paul an und bat mich, ihm  30 Hollowbodies und diverse Fichten- und AhorndeckenIch von einer Erlanger Tonholzfirma zu bestellen. Die haben das alles nach Maß gefertigt und uns geschickt. In Hannover haben wir damit Chandlers Messe-Case gefüllt, und dann aufs Schiff damit. So waren alle zufrieden.

1993 – Messe Frankfurt

Unseren ganz ansehnlichen Stand haben wir uns mit den Clovers und den Chandlers geteilt. Das war eine gute Mischung und letztlich ein guter Erfolg für alle, inklusive guter Sektversorgung.
Die Chandlers

1994 – WD – Larry Davis, USA

WD Music Products
Mit Chandler hatte es trotz aller Sympathie zu viele Probleme gegeben. Der typische „Custom“-Ärger. Da kommt es leicht zu Fehlern. Wir haben dann, um das zu kompensieren, den Vertrieb für WD-Produkte übernommen. Die boten, wie Chandler, haufenweise Pickguards, Bodies und Hälse an, und dazu jede Menge sonstige Guitar-Parts. Gute, neue Ergänzung des göldo-Programms. Die Pickguards hatten leider, wie vorher bei Chandler, fast genauso oft irgendwelche Detail-Fehler, die dauernd Reklamationen von Kunden verursachten. Aber man konnte für eine Weile damit leben. Und es waren eben Geschäftsleute – keine Freaks, wie die äußerst liebenswerten Chandlers.

Roadstar Versand


Meiomei, der unglaubliche Roadstar-Rolf und seine aufreizenden Anzeigen mit Band-Equippment und langbeinigen, jungen Groupie-Girls. Ich komme nicht umhin, hier mal ein paar Zeilen über dessen Unternehmen samt Illustrationen zu verewigen. Denn Roadstar war der erste „Power-Versand" in den 90ern, geführt von diesem typischen 80er-Jahre VOKUHILA Mann (VOKUHILA für „vorne kurz, hinten lang").

Rolf ließ sich mit jeglichen Künstlern ablichten, schrieb dazu unfassbare Kommentare und Anmerkungen über Jack Daniels, „immer an der Bar hocken", Titten und Möpse etc. Ich schätze mal, dass seine Fan-Gemeinde aus der gesamten Metal-Scene bestand. Immerhin: in diesem Bereich eine schillernde Persönlichkeit. Allzu alt ist er nicht mehr geworden, der Metal-Himmel hab ihn selig!


Lag? Fronkroisch?


Kurz vor der Messe wurde mit über einen Bruno Bianchi, Deutschland-Vertreter der französischen Gitarrenfirma "Lag" angetragen, ob ich nicht statt seiner den Vertrieb übernehmen könnte. Ich dachte mir, das schaue ich mir mal an, wobei ich (siehe mein Einladungsschreiben an meine Händler) schon damals eine gewisse Aversion gegen diese Messe hegte.

Lag teilte sich den Stand mit dem "Metal Hammer" samt piratenschiff-artiger Bar. Da war andauernd heftigster Metal-Alarm, was bis heute nicht so recht mein Fall ist. Die hatten zwar auch eine recht geschmackvolle, ausgehöhlte Semi-Akoustic, aber das Grós entsprach einfach nicht meinem Geschmack. Außerdem turnte da die ganze Zeit dieser grelle Manfred Eisenblättler und machte einen echten Affentanz. Letztlich habe ich die Distribution nicht übernommen .

Aber das gute: Neben Bruno Bianchi (rechts) lernte den einen Lag-Chef, Fred Garcia, kennen. Nach einer Stunde Gespräch war das so, als würden wir uns schon Jahre kennen. Ein super Typ und bis heute einer meiner allerbesten Freunde. Außerdem sollte er nach seinem Ausstieg aus der Lag-Firma alsbald der französische göldo- und Duesenberg-Distributor werden.

francais?


1995 – Duesenberg again

Duesenberg
Duesenberg
Und dann kam Duesenberg – der Name, den es ja schon mal gab – aber mit ganz neuem Konzept: Retro. Die besten Zeiten des Heavy Metal waren vorbei und die Gitarristen standen wieder mehr auf althergebrachte Werte. Und das war mein Konzept: ein neues, extrem wertiges Gitarren-Design im Stil der 40er bzw. 50er Jahre. Mich überkam ein Gefühl, als würde ich mich auf eine Zeitreise begeben.

Aber hier erstmal diverse Ausgangspunkte meines Schaffens:

Wenn man sich all die damals wie heute auf dem Markt erhältlichen Gitarren genauer anschaut, kann man zu dem Schluss kommen, dass es kaum ganz furchtbar schlechte Gitarren gibt. An fast jeder findet man irgendetwas Nettes, aber an jeder auch allerlei Schlechtes. Oder mindestens Details, die nicht optimal, aber zumindest tolerierbar sind; Details, mit denen man leben kann.

Z.B. der Hals-Stöckel, meist am 16ten Bund, der verhindert, dass man mit der Greifhand ungestört bis ganz nach oben zum höchsten Bund kommt. Oder Singlecoil-Pickups, die eben brummen, aber natürlich offener klingen als Humbucker. Und es gibt Details, die in ihrer Ausführung wichtiger sein können als die Funktion. Z.B. kann man eine Korpusoberkante mit Binding eben nicht verrunden, damit der Unterarm bequemer aufliegt.

Hier als Erstes, was nervt:

Außerdem:

Darüber hinaus muss man leider oft sehen, dass die Mehrzahl der auf unseren Lieblingen verbauten Komponenten ziemlich billig sind: Pfennigbeträge für Buchsenplättchen, Toggle- und Trussrod-Abdeckung: alles aus Plastik. Die einzigen Gitarrenmarken, die mir in dieser Hinsicht halbwegs gefielen, waren Gretsch und Guild. Aber abgesehen von speziellen Pickup-Kappen und hübschen Akryl-Pickguards waren da meistens viel zu viele Kontrollelemente. Und auf verchromte oder vergoldete Hardware stehe ich bis heute nicht. Nickel muss es sein!

Also konzentrieren wir uns doch auf das Wesentliche! Was braucht der Gitarrist an Controls? Na klar, Regler für Volume und Tone und einen Pickup-Wahlschalter, bumm! Und diese Bestückung hatte ja schon Leo Fender mit viel Erfolg vorgegeben. Und welche Pickup-Bestückung, bitte? Eine Art PAF am Steg und aus kommerziellen Überlegungen heraus erstmal auch einen am Hals. Weil mir aber der Sound in der Mittelstellung des Schalters bei vielen Gitarren nicht hinreichend gefiel, kam ich auf die Idee, in dieser Stellung den einen Humbucker über einen Kondensator zu splitten, was bei gleicher Lautstärke einen etwas hohleren, eher Fender-artigen Klang zur Folge hatte. Simpel und dennoch äußerst vielseitig!
Duesenberg PG D
Und die Korpusform? Nicht wieder sowas wie „The Schmitt“! Machen wir es konventionell: ganz einfach eine verkleinerte Jazz-Gitarre, aber größer als z.B. eine Paula. Und nicht mit so einem spitzen Cutaway. Machen wir es rund! Und innen gechambered, d.h. große Ausfräsungen innerhalb des Korpus´ für leichtes Gewicht und lebendigen Sound. Meiomei, alles mit einem Kurvenlineal designt – Kurve um Kurve.

Three Steps Ahead & ein "D"!

Three steps ahead
Und es musste was her, das „die neuen“ Gitarren auch optisch einzigartig machte. „Three Steps Ahead“! Jawoll, die Art-déco-Drei-Stufen-Idee. Diese Optik musste nur in die Kopfplatte und in das Plexi-Pickguard transportiert werden.

Mit Hilfe des Industrie-Designers Robert Fuchs machten wir uns an die speziellen Metallteile: D-Logo, Trussrod-Cover, Buchsenblech und der Pickguard-Streifen, der wie eine Zierleiste aussehen sollte. Robert erstellte exakte Zeichnungen, die ich auf meiner nächsten Reise nach Formentera mitnahm. Denn ausgerechnet dort gab es einen deutschen Silberschmied, der mir mal erklärt hatte, wie man metallene Schmuckteile per Gusstechnik in gewissen Mengen reproduzieren kann.
Reinhard Urbschat
Reinhard am TC
Dieser extrem feinnervige Künstler mit Namen Reinhard Urbschatt nahm sich die Zeichnungen der Metallteile vor und sägte mit der Laubsäge dünne Schichten Silberblech genauestens auf Form und lötete die dann exakt übereinander zusammen. Sogar die filigrane Duesenberg-Schrift auf dem Trussrod-Cover sägte der vom Feinsten aus – für mich praktisch unvorstellbar. So sind die Rohlinge entstanden, von denen wir dann bei einer Schmuckfirma die Zierteile haben produzieren lassen. Natürlich alles ein teurer Spaß. So ein Trussrod-Cover kostet mehr als das 50-fache eines entsprechenden Plastikteils. Aber die Seinern (Designern) gibt’s der Herr im Schlaf und es war die Sache wert. Ich wollte ja kein billiges Krimskrams auf den Markt werfen, sondern wirklich exklusive Edelgitarren.
Duesenberg Headknob
Duesenberg Jack
In Sachen Chet Atkins (meine musikalischen Anfänge 1966) musste auch ein schönes Tremolo her. Die Wahl fiel auf das Bigsby B11 mit der eleganten ovalen Aussparung. Allerdings hatten diese Bigsbys leider nur allzu oft gewisse Toleranzen. D.h. manche funktionierten ganz gut, andere hatten eine Reibung in der Achse, weil die Querbohrung nicht korrekt fluchtete. Wenn man da eine andere Feder einbaute und zudem eventuell am Schraubstock die Schenkel etwas verzog, kam man zumindest auf ein brauchbares Ergebnis. (Wenn schon ein Kompromiss, dann wenigstens der Bestmögliche …)
Duesenberg Trem

Prototypen

So haben wir dann mit Tom, sowie mit Thomas Stratmann als freien Mitarbeiter, die ersten Prototypen gebaut und zwecks Werbung einen passenden 50s orientierten Farbfalter designt.
Tom Schanbacher

1995 – Der erste Farb-Falter

Folder außen
Folder innen
Folder

Double Cats

Die nächste Modellreihe waren die Double Cats, Solidbodies aus leichtem Mahagoni mit Doppel-Cutaway und endlich mit einem Domino-P-90 am Hals. Klar, inspiriert aus meiner Les-Paul-Junior-Affinität. Aber eben nicht sowas wie ein Gibson-billig-Modell, sondern, viel, viel wertiger! Und weil mir der große freie Raum zwischen Bridge und Endpin vereinsamt aussah, habe ich ein Zierteil entworfen, welches auch noch einen kleinen Schalter und ein Poti für vorwählbare Rhythmus-Lautstärke beherbergte.
Double Cats

1996 – Messe

Musikmesse Frankfurt
Kurz darauf war schon wieder Messe in Frankfurt und die Kenner unter den Gitarrenhändlern signalisierten ganz klar, dass uns da wohl ein guter Wurf gelungen sei. Volle Akzeptanz und auch gleich ein paar Bestellungen. Den Stand haben wir uns mit der Firma Clover geteilt, die übrigens heute Delano-Pickups herstellen. Netterweise war eine mintgrüne Starplayer auf der Titelseite von Gitarre & Bass. Das half! Außerdem hatten wir eine Vitrine mit allerlei Guitar-Parts,natürlich. Und wir hatten 50s-anmutende, schicke Stülpkartons für unsere Pickups und den Les Trem, an dem ich gerade herumtüftelte.
Les Trem Domino
Die ersten Modelle waren sowohl mit dem (überarbeiteten) Bigsby B11, als auch mit einem recht gelungenem, Les-Paul-Junior-artigen Wrap-Around-Einteiler-Steg bestückt. Ansonsten war technisch gesehen alles dasselbe. Diesen genialen, von der Firma Müller & Sohn gefertigten Steg hat übrigens ein Lothar Weimann entwickelt


1996 – Erste User


Aber die nach oben offene Skala der Gitarrenkreationen war längst noch nicht ausgereizt. Der erste Gitarrist, der eine Duesenberg öffentlich präsentierte, war mal wieder Carl Carlton, der in der Peter-Maffay-Band spielte. Das war schon mal was. Und auch der Peter darselbst, der alsbald seine Tour „Begegnungen“ mit allerlei internationalen Künstlern ins Rampenlicht brachte. Einer davon war Keb Mo. Und der war sofort begeistert und kaufte uns eine Starplayer ab. Es ging voran und ich fühlte, dass wir auf dem richtigen Weg war. Hier sieht man Eddie Seidler, Gitarrenroadie von Carl Carlton, der gerade Carls Duesenberg stimmt.
Eddie Seidler, Gitarrenroadie von Carl Carlton

1996 – Produktion

Obwohl es noch nicht viele Gitarren waren, die wir damals produzierten, hatten wir aus Platz- und Staub-Gründen beschlossen, die groben Fräsarbeiten der Bodies wieder auswärts machen zu lassen.

Die Stilmöbelfabrik der Eltern meiner Ex-Frau war zwischenzeitlich pleite gegangen (und wäre bei näherer Betrachtung eh nicht mehr die richtige Adresse dafür gewesen). Wir fanden eine andere Möbelfabrik, die viel Massivholz verarbeitete und uns die Korpusse mit Kusshand vor-produzierte. Das war relativ einfach, weil keine Shapings nötig waren. Und für die Chambers und Fräsungen von oben hatten die schon eine CNC-Maschine, was perfekte Genauigkeit garantierte. Außerdem haben die für uns auch gleich die Grundierungslackierung erledigt. Ein echtes Rundum-sorglos-Paket, das uns eine Menge Arbeit erspart hat.

Zum Glück hatte unser alter Lackierer (der Mann, der eigentlich Kosmonaut werden wollte) nach dem Rockinger-Debakel eine eigene Lackiererei für Autos etc. eröffnet. Dem hatten wir seinerzeit unsere Schwabbelböcke zum Polieren gratis überlassen und er freute sich jetzt umso mehr, mal wieder Gitarren lackieren zu können. Abhol- und Lieferservice inbegriffen. Das lief so gut, dass er dann in der Folgezeit drei Hilfskräfte eingestellt hat. Sein Laden brummte (was mich überaus freute). So hatten wir immerhin trotz erheblicher Verluste und Startschwierigkeiten zumindest einen Teil der alten Belegschaft bei Lohn und Brot erhalten. Auch Arndt Schulz – übrigens einer der besten Gitarristen Hannovers – arbeitete alsbald wieder bei uns. Es ging voran.

Das „Rüttel“

In dieser Zeit habe ich das „Rüttel“ erfunden. Eine verrückte Maschine, in die man zwecks Schwingungsverbesserung eine Gitarre einspannen und durchrütteln konnte. Die beinhaltete einen Gurt, der an der exzentrisch gelagerten Achse eines elektrischen Antriebsmotors befestigt war und sich bei jeder Umdrehung rauf bzw. runter bewegte. Ein Ausleger mit stählernem Gewicht hielt die Gitarre auf Spannung. Es war schwer, zu verifizieren, ob das jeweilige Instrument nach dieser stundenlangen Schockbehandlung eine Klangveränderung aufwies. Aber ich glaube, schon! Jedenfalls haben wir es – auch wegen des Lärms – nur kurzzeitig eingesetzt.

Die Gitarren haben dann Tom und Thomas Stratmann, der mittlerweile seine eigene Werkstatt in Hannover eröffnet hatte, zusammengebaut, assembelt und – perfekt eingestellt – versandfertig gemacht.
Die ersten DSPs
Die Händler waren jedes Mal happy. Hierbei sei angemerkt, dass insbesondere bei amerikanischen Fabrikaten die Händler stets einige Stunden aufwenden mussten, um die angelieferten Instrumente verkaufsfertig zu machen. Denn die „großen“ Amis haben es mit der Qualitätskontrolle nicht allzu wichtig genommen.

Sheena Ringö


Da hatte doch eine bei uns unbekannte Japanerin namens Sheena Ringo auf ihrer Europa-Tournee – als Vorband gebucht – in Karlsruhes Rock Shop eine mintgrüne Duese erworben. Dann, zurück in Japan, sollte ein Fotograf das Plattencover ihres Debut-Albums gestalten und schlug vor, sie solle mal „die grüne Gitarre da“ in die Hand nehmen Und zack: Plattencover fertig. Dass sie kurz darauf einen kometenhaften Aufstieg in Japan erfuhr und - wie einst Madonna - vergöttert und gefeiert wurde, lag vermutlich nicht an der Duesenberg auf ihrem Plattencover. Dennoch erhielten wir urplötzlich die Bestellung eines japanischen Importeurs über 200 Starplayers. Und allesamt in? Überraschung! Mint-grün. Wir mussten kräftig ran, um all das zu bewältigen.

Und wir hatten einen schöne Testbericht im "Rock News":

1997

Beim Inline-Scaten um Hannovers Maschsee hatte ich mich in einen Geschwindigkeitsrausch gesteigert und leider plötzlich die Kontrolle über meine Bein- und Fußmuskeln verloren. Pechsache, Bein gebrochen, Wochen auf Krücken. Aber im Krankenhaus wurde ich von meinen Liebsten gut versorgt. Dieses Foto hat den Titel „Krankheit heute“.
Dieter im Krankenhaus

1998 Messe Frankfurt – zwei „bergs“

Duesenberg und Sandberg, Messe Frankfurt 1998
Da haben wir uns den Stand mit Sandberg geteilt, die damals schon anfingen, eine Menge Hälse für uns zu machen, weil wir mit der Produktion nicht mehr hinterher kamen. So ging es für beide weiter gut voran. Ich hatte die Sparkle-Heads kreiert. Außerdem haben mir schon immer diese geschlitzten Schäfte der Fender-Mechaniken gefallen. Man schneidet die Saite auf passende Länge ab, steckt das Ende in das Loch zwischen der Schlitzung und fertig. Keine rumwabernden Saitenenden, keine blutenden Fingerkuppen! So haben wir einfach bei Gotoh gekapselte Mechaniken mit diesen geschlitzten Schäften bestellt und unsere Duesen damit ausgestattet. Außerdem – genervt von den Bigsby-Toleranzen – hatte ich ein neues Tremolo entwickelt, dessen Blattfeder unter einer großen, dekorativen Metallabdeckung verborgen war. Das funktionierte perfekt. Und hier schon standard-mäßig der Domino-P-90 am Hals.
Duesenberg Body und Head

Sparkle Tops

Das Sparkle-Material war echtes Zelluloid, was wir mit jeder Menge anderen Dekors von der Firma Hohner kaufen konnten. Die hatten das für Akkordions und Trommel-Kessel verwendet und waren am Ausmisten.
Sparkle Heads
Katalog innen
Man beachte, dass man bei diesem neuen Tremolo den Hebel sowohl rechts als auch links positionieren konnte. Und endlich hatten wir diese oben offenen Neusilber-Pickup-Kappen.
Katalog Rückseite

Dixie Kidd & Fred Garcia

Dixie Kidd & Fred Garcia
Dieser Englishman Dixie (David John) Kidd (links im Bild) kaufte schon lange diverse Gitarrenteile bei uns. Den hatte ich mal auf einer kleinen, ganz wunderbaren Gitarren-Show in Soave (Norditalien) kennengelernt.
Soave
Der war sofort begeistert von unseren mintgrünen Pickguards. Dixie, ein illustrer Typ mit einer enormen Festplatte im Gehirn. Der konnte z.B. erinnern, dass 1967 bei einem Auftritt welcher Band auch immer der Bassist ein blaues Hemd anhatte und der Gitarrist eine Telecaster spielte. Mr. Kidd hatte mal den englischen Vertrieb für Guild-Gitarren gehabt, und fing jetzt an, Duesenbergs ins Vereinigte Königreich zu importieren.
Dackel Titi
Und Fred Garcia (rechts, und hier sein spektakulärer Dackel „Tití“) war ja noch Mitinhaber der französischen Gitarrenfirma LAG und wollte ohnehin aus der LAG-Company aussteigen, um wieder zu seinem ursprünglichen Beruf „Englischlehrer“ zurückkehren. Dem habe ich gesagt: „ Bist Du wahnsinnig? Lehrer? Du kennst doch die ganze Branche, alle Feinheiten, Lieferanten und Kunden. Du musst jetzt weiter machen mit Guitar-Parts und außerdem unsere Gitarren in Frankreich verkaufen!“ Fred willigte ein, und plötzlich hatten wir nicht nur einen, sondern zwei europäische Vertriebe, France & Great Britain, jawoll!

1998 – Angst & Schrecken auf Formentera

Angst und Schrecken auf Formentera
Auf Formentera hatte ich damals einen Atari-Computer, auf dem ich jede Menge Stories festgehalten habe. Und zehn Jahre später dachte ich, das mal als Buch zu veröffentlichen. So bin ich wieder auf die Insel, wo Thomas Stratmann ein Haus gemietet hatte, habe mich da eingeigelt und auf meinem ersten Mac-Book wochenlang alles eingetippt und eingefügt. So ist dieses Buch entstanden, welches allerlei über unsere Gitarrenbauschule und die Insel erzählt - Gitarrenbau, Sex & Drugs & Rock'n'Roll,

Tremolo-Nerv

Diese Bigsby-Tremolos hatten mich von Anfang an genervt: super teuer und Funktion von mittelmäßig bis gar nicht. So habe ich allerlei Zeit damit zugebracht, eigene Tremolo-Entwürfe zu machen. Hier ein Beispiel:

Alsbald sind wir aber doch näher am "Original"-Design geblieben, haben aber die Details erheblich verbessert!

Ich glaube aber sogar, dass Bigsby-Tremolos für Gitarristen eine Art Angst-Faktor geworden sind, weil die wegen ihrer Toleranzen nie richtig die Stimmung gehalten haben. Wie viele Gitarren gab es, bei denen einfach die Federn herausgenommen wurden?! Mit unseren neuen Tremolos mussten wir als erstes bei den Leuten diese Angst überwinden, indem wir gezeigt haben, dass es auch anders geht!


1999 – KLUSON

KLUSON
Dieser Markenname war in ganz Europa nicht geschützt und die Firma Kluson, die ja ein Haufen dieser damals eher als „billige Blechdinger“ angesehenen Tuner für Fender und Gibson produzierte, hatte schon Mitte der 70er Jahre ihre Pforten geschlossen. Nun gab es diese allerseits bekannte japanische Firma, die in der Lage war, Repliken dieser alten Mechaniken in wirklich hervorragender Qualität herzustellen. Die machten das damals schon eine Weile, aber ohne aufgestempeltes Kluson-Logo. Also habe ich angefragt, ob sie uns eben jene Mechaniken auch mit dem Logo „KLUSON DELUXE“ herstellen könnten. Und gleichzeitig habe ich den Namen für Europa markenrechtlich schützen lassen.
Kluson
Die Gotohs sagten „yes – no ploblem“, wir ließen eine schicke Verpackung inklusive einem praktischen Poliertuchs machen, und fertig war Kluson-Europe. Und dazu ein schönes Packband!
Kluson Tape

Messe Frankfurt 2000 – Duesenberg DTV & Carl Carlton

Duesenbergg Delano PU

DTV & DCC

Der nächste Schritt im Aufwind waren diese beiden Modelle mit gewölbten Decken und Sustainblock im inneren der Korpusse. Und wir hatten endlich unser eigenes Tremolo, welches generell reibungslos funktionierte. Dies alles führten wir auf der Messe vor, wo wir uns wieder den Stand mit den „Clovers“ teilten, die inzwischen keine Bässe mehr herstellten und sich unter Delano rein auf die Bass-Pickup-Fertigung verlegt hatten. Für beide Firmen ein voller Erfolg mit gut gefüllten Auftragsbüchern.


Hier unser „Falter“

Folder front
Folder Innen
Folder hinten

2000 – Ingo Renner

Ingo Renner
Die Arbeit wuchs mir über den Kopf, ich spürte meine Kräfte schwinden. Doch durch eine glückliche Fügung lernte ich Ingo Renner kennen, der damals beim Pro Percussion Center (PPC) in Hannover tätig war. Sollte sein Name „Programm“ sein? Den musste ich unbedingt haben.

Für ein erstes Gespräch trafen wir uns in einer etwas verwarzten Südstadt-Kneipe namens „Bei Angelo“. Soviel sei angemerkt: Besagter Angelo war Grieche, begnadeter Koch und Freund von Herausforderungen. Hoch erfreut über den gelegentlichen Besuch unseres ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (hierzulande bekannt für seine Liebe zur Currywurst), ließ er sich sogar darauf ein, eine zwei Meter lange Currywurst zu zaubern, was ihm (als „italienischer Grieche“) zudem viel Anerkennung einbrachte. Aber das nur am Rande …
Bei Angelo
Na ja, bei Austern und Currywurst kamen Ingo und ich gut ins Gespräch und ich erläuterte ihm das Potential meiner Firma. Es gab Duesenberg, eine Menge göldo-eigener Produkte und kurz vorher hatte ich ja gerade die Marke Kluson in Europa eintragen lassen. Alles vielversprechende Namen, die ein besseres Marketing benötigten, als ich dazu imstande war.

Ingo willigte ein, kündigte seinen Job beim PPC und fing bei mir an. Einige Tage später drückte ich ihm mit dem Worten „du machst das schon!“ die Firmenschlüssel in die Hand und begab mich auf eine Fahrt gen Süden.

Erholungs-Trip

Ich war ausgelaugt und brauchte dringend Ruhe. Das wurde ein schöner Trip. Ich fuhr nach Italien und machte zuerst einen Stopp in Bergamo, wo mein damaliger Lieblings-Buchautor Eckhard Henscheid sein wundervolles Buch „Dolce Madonna Bionda“ geschrieben hatte. Dann fuhr ich weiter nach Pesaro, Rossinis Geburtsstadt, wo gerade eine kleine italienischen Musikmesse stattfand. Verdammt, da konnte man echt gut essen und eins meiner Resümees war, dass es die beste Pizza nicht in Neapel, sondern hier in diesem bezaubernden Städtchen gab.
cera una volta Pesaro
Dann fuhr ich weiter gen Süden, ließ mein Auto in Milazzo stehen und nahm ein Boot auf die Insel Stromboli, ein Eiland mit aktivem Vulkan. Sehr impressiv und irgendwie magisch. Kann ich nur jedem empfehlen. Dann zurück über Italien, Südfrankerich nach Spanien.

In Valencia verprasste ich einiges an Geld für die phantastischen Meeresfrüchte, die es da zu verzehren gab, und auf einer Musik-Messe lernte ich eine Spanierin namens Ana Secades kennen und beschloss, mit ihr eine göldo-Distribution auf Mallorca zu eröffnen. Ist letztlich nichts daraus geworden, aber immerhin haben wir danach trotzdem eine Menge Duesenbergs und Guitar-Parts auf diese Balearen-Insel verkauft.

Carabiñeros - die leckersten Meerestiere auf dieser Welt! 

Meeresfrüchte

Stromboli – Bar Ingrid
Stromboli – Bar Ingrid


Intermusic
Und ich fuhr weiter bis nach Sevilla, wo ich den ersten Stierkampf meines Lebens sah. Stier hin, Kampf her, man kann das so oder so sehen. Jedenfalls ist der Tote letztlich immer der Stier. Obwohl sich die Toreros echt in elementare Gefahr begeben. Immerhin sah ich einen von den Hörnern des Stieres gehoben durch die Luft fliegen. Aber Tiere zur allgemeinen Unterhaltung umzubringen, sollte besser verboten werden. Für die Spanier ist es eben auch das Ambiente eines solchen Events: die Sevillaner gehen da hin, voll aufgebretzelt wie bei uns die Leute, die zur Oper gehen. Das ist schon sehr eindrucksvoll! Ich hingegen stehe voll auf den spanischen Fußball, insbesondere auf Atletico Madrid!
Arena
Nach knapp vier Wochen zurück in Hannover konnte ich feststellen, dass Ingo alles voll im Griff hatte.

Mallorca beim Maffay Peter


Wie schön, eine Herbstwoche auf Mallorca, wo Peter Maffay mit seiner Gang eine "Unplugged"-CD aufnahm. Ich war zu Gast und wohnte in in einer nahegelegenen Finca in Männer-WG mit Ken Taylor, Carl Carlton, Andreas Becker und Frank Dietz. Außerdem zugegen: Bertram Engel und Eddie Seiler.  Maffay-Land, gute Ecke da, etwas westlich vom Ort Pollenca.